Seite:OARottweil0477.jpg

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In mäßigem Umfang wird die Pferdezucht getrieben und die Stuten kommen nach Rottweil auf die Beschälplatte. Die Rindviehzucht ist in gutem Zustande; man züchtet eine Kreuzung der Simmenthaler- und Landrace und hat 3 reine Simmenthalerfarren aufgestellt. Der Verkauf an Rindvieh geschieht in ziemlicher Bedeutung meist an fremde Händler. Auf der Markung läßt ein fremder Schäfer den Sommer über 200 Bastardschafe laufen. Die Wolle wird nach Sulz und Möhringen im Großherzogthum Baden abgesetzt. Schweinezucht besteht nicht und sämtliche Ferkel werden von außen bezogen und meist für den eigenen Bedarf aufgemästet.

Die Fischerei im Neckar, der hauptsächlich Forellen und Weißfische beherbergt, hat der Staat.

Eine Schulstiftung von Pfarrer Birmes im Betrage von 600 fl. ist vorhanden.

Die römische Consularstraße von Rottweil über Donaueschingen an den Oberrhein führt noch gut erkennbar östlich am Ort vorüber; unfern dieser Straße wurden im Jahr 1841 beim Graben eines Kanals viele Bruchstücke röm. Gefäße, worunter mehrere schön ornamentirte von Sigelerde gefunden, was auf einen hier gestandenen röm. Wohnplatz hindeutet. Ferner wurden am Fuß des Stallberges 19′ unter der Oberfläche zwei rauhbeschlagene ausgehöhlte Eichen entdeckt; eine von 2′ 3″ Durchmesser im Lichten, 7′ 5″ hoch, steckte in der andern von 3′ 3″ lichtem Durchmesser und 4′ Länge. Diese ausgehöhlten Bäume dienten vermuthlich zu einem Brunnen, indem hinter ihnen sich eine starke Quelle ergoß, welche dem untern Baum zugeführt wurde. Wegen der beträchtlichen Tiefe dieses Fundes läßt sich vermuthen, daß derselbe der vorrömischen Periode angehört (s. hier. Mittheilungen der archäol. Vereins in Rottweil 1845 S. 2). Am oberen Kanal wurden im Diluvium Knochen und Zähne vom Mammuth, der Zahn des Rhinoceros tichorhinus und ein mächtiges Horn des Bos primigenius aufgefunden.

Ein Gut zu „Lofin juxta Rotwil“ wird unter dem ältesten Güterbesitze des Kl. Salem aufgeführt; es ging von der Familie Urslingen zu Lehen, die Gemahlin Hermanns von Markdorf aber schenkte es – ein genaue Zeitangabe fehlt – an das Kloster und dieses löste es von den Urslingen mit 14 Mark ein (Mone 1, 347). Später gehörte der Ort dem Kloster Rottenmünster, dessen hiesiger Besitz dadurch begründet wurde, daß Adelheid von Neuffen, Gemahlin Eginos, Grafen von Urach zu Freiburg († 1236), hiesige Güter an dieses Kloster verkaufte, worauf ihr Sohn Eberhard, Domherr zu Straßburg und päbstlicher Kaplan, im J. 1248 für 12 Mark Silbers und gegen die Feier eines Jahrestags für ihn und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 477. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0477.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)