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das aus dem Sattel zwischen den imposanten Albbergen, Schafberg und Plettenberg, herunter zieht, lang gedehnt hingebaut. Von der Nordseite gesehen gewährt das hinter Obstgärten versteckte Dorf, mit den nahen bewaldeten, felsenbekrönten Albbergen im Hintergrunde, eine wirklich malerische Ansicht. Auch der Ort selbst ist freundlich und die meist kleinen ziegelbedachten Häuser mit angebauten Scheunen stehen in mäßigen Entfernungen von einander, oder etwas gedrängt an den gut gehaltenen Ortsstraßen. Vicinalstraßen nach Dotternhausen, Endingen und Weilheim sichern dem Ort seinen Verkehr mit der Umgegend.

Die am nordöstlichen Rande des Dorfes stehende dem St. Johannes d. T. und St. Dionysius geweihte Kirche wurde im Jahre 1766 erbaut und enthält in ihrem schlichten freundlichen flachgedeckten Innern einen hübschen in einfachem Rococostil gehaltenen Hochaltar mit einem schönen großen Ölbild, worauf Johannes d. T. und Maria, aus derselben Zeit. An den Emporen sind Christus, Maria und die zwölf Apostel gemalt. Der reich verzierte, auf einem Löwen ruhende Taufstein ist gar merkwürdig und urthümlich, scheint ein sehr hohes Alter zu haben, stammt aber auch aus der Zopfzeit. Aus dem ebenfalls mit einem sehr hübschen Ölbild im Rococostil geschmückten linken Seitenaltare sieht man eine halblebensgroße gothische Madonna mit dem Kinde. Der an der Südseite des Chores sich erhebende Thurm ist alt, wird oben achteckig und von einer Zwiebelkuppel bedeckt; von seinen drei Glocken hat die größte folgende Umschrift in gothischen Minuskeln: Ave maria gracia plena dominus tecum. benneticta maria … cristus. 1483; die zweite die Namen der vier Evangelisten und den Spruch: O rex glorie criste veni cum pace. 1482. Auf Kirche und Thurm sitzen schöne Schmiedeisenkreuze. Der alte Friedhof geht noch um die Kirche, der neue, auch ummauerte (angelegt im Jahre 1843), liegt am Wege nach Dotternhausen; beide besitzen wieder schöne schmiedeiserne Todtenkreuze. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Zunächst der Kirche steht das zweistockige ansehnliche Pfarrhaus mit angebauter großer Scheune; es wurde im Jahre 1816 erbaut und ist auch von der Gemeinde zu unterhalten. Das dürftige, im Jahre 1832 erbaute Schulhaus, das früher als Rathhaus diente, enthält nur ein Lehrzimmer; die Wohnung des Schulmeisters befindet sich in einem Privathause, auch das in der Mitte des Dorfs stehende Rathhaus ist minder ansehnlich, und alt. Ein öffentliches Backhaus und ein Armenhaus sind vorhanden.

Trinkwasser liefern hinreichend 3 laufende, 10 Pump- und

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 493. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0493.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)