Seite:OARottweil0498.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gemalt, mit der Unterschrift: J. Fuchs pinx. 1851. In der Triumphpforte hängt ein schöner großer Krucifixus, vielleicht noch aus gothischer Zeit. Der linke Seitenaltar zeigt ein sehr liebliches, schön gewandetes modernes Madonnenbild (betend dargestellt), auch sieht man an der Nordwand des Schiffes eine herrliche spätgothische heil. Anna (Holzskulptur in neuer Fassung), – mit edlem Gesichtsausdruck und mit großartigem vielzerknittertem Faltenwurf. An der gegenüberliegenden Wand eine kleine ziemlich alterthümliche Pieta. Der sechseckige Taufstein ist im einfachen Rococostil gehalten.

Der hohe Thurm, in hübschem neuromanischem Stil aufgeführt, bildet unten eine Vorhalle, wird gegen oben achteckig und von einem hohen achtseitigen Zeltdach bedeckt. Von seinen vier Glocken hat die größte die Umschrift:

Fusa a Felice Koch Salemio. Jesu Criste miserere nobis.
Anno 1797.

Ferner:


Gallia voce pia privat, Germania redonat;
Gloriae vox patriae pax erit ista suae.

Auf der zweiten Glocke stehen in gothischen Minuskeln die Worte:

O rex glorie criste veni cum pace,

die Namen der vier Evangelisten und die Jahreszahl 1480, auf der dritten Glocke, der ältesten, stehen ganz dieselben Worte in gothischen Majuskeln, und auf der vierten wieder dieselben in gothischen Minuskeln. Die Sakristei besitzt einige hübsche Meßgewänder aus dem vorigen Jahrhundert und eine schöne Monstranz. Auf dem geräumigen ummauerten Begräbnißplatz, freundlich gelegen zwischen der Altstadt und der oberen Vorstadt, steht eine große Kapelle mit z. Th. alten Holzbildern, hübschen Steindenkmälern und einer Menge sehr schöner Schmiedeisenkreuze. Der Eingang wird von zwei Linden umrahmt.

Nordöstlich von der Stadt liegt drüben über dem Schlichemthale auf steilem Hügel und im Schatten uralter Linden die der schmerzhaften Mutter Gottes geweihte Wallfahrtskirche zum Palmbühl und bildet mit dem unten vorbeiziehenden tiefen, von Obstbaumwiesen besetzten Schlichemthal ein anmuthiges Landschaftsbild. Neue, steinerne, mit kleinen Gemälden geschmückte Stationen führen zur Kirche hinauf, die eines Besuches wohl werth ist. Mit Verwendung älterer gothischer Theile wurde sie wieder erbaut im Jahre 1680 in einem noch etwas an mittelalterliche Bauformen erinnernden Geschmack; der Westeingang ist rundbogig und mit

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 498. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0498.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)