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Stabwerk besetzt, der südliche zeigt die Jahreszahl 1748 und eine mit schönem schmiedeisernem Schloß (Schnalle und Klopfer, als Drache und Schlange) beschlagene Holzthüre. Das hohe geräumige Innere überrascht durch die Pracht seiner Decken und Altäre, der Kanzel und der Kirchenbänke. Hinten im Chor stehen jetzt die früher in der Schömberger Kirche aufgestellten Chorstühle. Im Triumphbogen hängt ein großer Krucifixus. Die flachen Stuckdecken sind mit Gemälden geschmückt, ebenso die drei großartigen in Gold strahlenden Rococoaltäre; besonders schön aber sind die sehr reiche Kanzel mit den Statuetten der vier Kirchenväter und die geschnitzten Kirchenbänke vom Jahre 1775; an ihnen sieht man unter schwungvollen Ornamenten alle möglichen Thiere äußerst lebhaft dargestellt, sodann den Tischlermeister selbst, wie er arbeitet in seiner Werkstätte. Nordwestlich an der Kirche steht ein Bruderhaus, auf dessen Dach eine Ziegelplatte die Jahreszahl 1695 trägt.

Das ansehnliche Pfarrhaus steht östlich der Kirche; es wurde nach dem Brande (im J. 1750) neu erbaut und wird, wie auch die Kirche, von einem besonderen Baufonds unterhalten. Das an der Nordwestecke der Stadt gelegene Schulhaus war früher ein Privathaus, das im Jahr 1825 von der Gemeinde angekauft und zu seinem gegenwärtigen Zweck eingerichtet wurde; es enthält drei Lehrzimmer, während die Wohnungen der beiden ständigen Lehrer in dem der Gemeinde gehörigen früheren Fruchtkasten sich befinden. Der nicht ständige Lehrer wohnt in einem Privathause. Das sehr ansehnliche, vierstockige Rathhaus steht an der Hauptstraße und enthält außer dem Rathhaussaal, der Kanzlei des Stadtschultheißen, den Partienzimmern und manchen anderen Gelassen die alte Registratur und den Farrenstall. Überdieß stehen im Eigenthum der Gemeinde zwei Waschhäuser, ein Backhaus und ein von der Hospitalpflege zu unterhaltendes Armenhaus, erbaut im Jahre 1852 von Pfarrer Mager. Außer der durch die Stadt führenden Landstraße vermitteln noch eine weitere Staatsstraße nach Wellendingen und Vicinalstraßen nach Rathshausen, Weilen und Zimmern unter der Burg den Verkehr der Stadt.

Trinkwasser liefern hinreichend 4 laufende und 12 Pumpbrunnen, deren Wasser, namentlich das 1/2 Stunde lang hergeleitete der 2 Hauptbrunnen, größtentheils unrein und schlecht ist, mit Ausnahme einiger Pumpbrunnen, von denen zwei schwefelhaltig, jedoch nicht ungesund sind. Ein Feuersee ist an der Westseite der oberen Vorstadt angelegt, ein weiterer großer See, von dem das Wasser in die Brunnen der Stadt geleitet wird, besteht 1/2 Stunde südwestlich vom Ort. Die Markung ist quellenreich, namentlich im Moos- und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0499.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)