Seite:OARottweil0509.jpg

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die Uhrmacher bewohnt sind. Eine besondere Merkwürdigkeit ist das in der Mitte des Orts an der Hauptstraße stehende uralte Haus, im unteren Stockwerk ganz von Stein und mit Gewölben, die z. Th. auf Steinpfeilern ruhen. Auch das Äußere mit seinen sehr dicken Mauern und zwei Rundbogeneingängen macht schon den Eindruck großen Alterthums. Im allgemeinen hat Schwenningen mehr den Charakter einer Stadt als eines Dorfs.

Die mit Ausnahme des im Westen stehenden alten (gothischen) Thurmes im Jahre 1700 erbaute, im Jahre 1835 vergrößerte und erneuerte Kirche steht frei in der Mitte des Orts und bietet weder außen noch innen etwas Bemerkenswerthes. An der Südseite stehen vier Grabplatten aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das geräumige von rundbogigen Fenstern erhellte Innere ist mit Emporen besetzt und enthält die großen Ölbilder Luthers und Melanchthons, gemalt im Jahre 1857 von Jauch aus Schwenningen, auch eine von der Gemeinde gestiftete schöne eherne Gedenktafel an drei im Kriege 1870–71 gefallene Schwenninger. An der flachgewölbten Decke ist das herzogl. württemb. Wappen in Stuck ausgeführt. Über dem spätgothischen Spitzbogenportal an der Südseite des mit hohem achtseitigem Zeltdach bedeckten Thurmes ist wieder dasselbe Wappen angebracht. Die drei großen schön verzierten Glocken sind neu; die zweitgrößte ist gegossen von Christian Kurtz und Sohn in Reutlingen 1831, die dritte von Meinrad Antoni Grieninger in Villingen Anno 17… Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde. Der Begräbnißplatz wurde im Jahre 1869 nördlich vom Ort angelegt.

Unfern der Kirche, dem alten Schulhaus gegenüber, steht das 1747 erbaute, ansehnliche, dreistockige Pfarrhaus, welches die Wohnungen des Pfarrers und des Helfers enthält und von der Gemeinde unterhalten werden muß. Es sind zwei Schulhäuser vorhanden, das alte südlich und das neue nördlich der Kirche stehend. Das noch in gutem Zustande sich befindende alte Schulhaus wurde 1779 erbaut und enthält 8 Lehrzimmer; für die stets zunehmende Schülerzahl war es nicht mehr groß genug, weßhalb sich die Gemeinde entschloß, ein neues Knabenschulhaus erbauen zu lassen, das den 11. December 1873 feierlich eingeweiht wurde; es enthält 4 Lehrsäle, ein Konventszimmer, ein Zimmer für den Lehrgehilfen, die Wohnungen des Reallehrers und des Oberlehrers. Die Wohnungen der übrigen 5 Schulmeister und des Unterlehrers befinden sich in Privathäusern. Das dreistockige Gebäude wurde nach den Entwürfen des Baumeisters Hetzinger aus Rottweil in sehr ansprechendem Stil errichtet, und dabei die in Rottweil sich öfter findende so schöne

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 509. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0509.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)