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Anordnung, den Fenstermittelpfeiler innen in eine Säule aufzulösen (s. S. 202), mit Erfolg wieder angewandt; der untere Stock ist von Stein.

Das ansehnliche dreistockige Rathhaus mit einem Thürmchen auf dem First und einer Uhr im vorderen Giebelfeld wurde 1851 auch von Architekt Hetzinger in sehr tüchtigem Rundbogenstil erbaut; es steht auf einem freien Platz, der an der Rückseite des ganz von Stein aufgeführten Gebäudes mit Kastanienbäumen bepflanzt ist, in deren Mitte ein hübscher Brunnen eine passende Stelle gefunden hat. Auch den Raum zwischen der Kirche und dem alten Schulhaus hat die Gemeinde mit Kastanienbäumen auspflanzen lassen und hiedurch nicht nur der Schuljugend einen schattigen Spielplatz, sondern auch dem Ort eine weitere Zierde verliehen. Außer diesen Gebäuden stehen noch weiter im Eigenthum der Gemeinde ein Krankenhaus, zwei öffentliche Waschhäuser, ein Farrenhaus und die ehemalige Zehentscheuer, an der das württ. Wappen mit der Jahrzahl 1743 angebracht ist.

Durch den Ort führt die frequente Rottweil–Donaueschinger Landstraße und überdieß berührt die Eisenbahn den Ortstheil „am Neckar“, in dessen Nähe sich auch der in ansprechendem Stil erbaute Bahnhof befindet. Vicinalstraßen sind nach Villingen, Dauchingen und Weilersbach angelegt.

Zehn laufende- und 200 Pumpbrunnen liefern dem Ort reichlich gutes Trinkwasser, das zum Theil in größeren 1/8 Stunde langen Deuchellagen zugeleitet wird. Überdieß fließt der Neckar durch den südlichen Theil des Orts und 4 Wasserreservoirs sind auf den Fall der Feuersgefahr angelegt. Die Markung ist nicht reich an Quellen und die einzige von Bedeutung der Ursprung des Neckars, der 1/4 Stunde südwestlich vom Ort bei Wilhelmshall als kräftige Quelle hervorsprudelt und zunächst derselben den ersten, aus einem Moor- und Wiesengrund herkommenden Zufluß erhält. An dem Neckarursprung hat Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg, als er ihn besuchte, einen Denkstein mit dem württemb. Wappen und der Umschrift: E. L. H. Z. W. 1733 setzen lassen; dieser Denkstein, der im Laufe der Zeit verloren gegangen war, wurde im Jahr 1834 wieder ausgegraben, aufgerichtet, sodann die Quelle gereinigt und mit einer Gartenanlage umgeben. Auf der Markung liegt der Moosweiher, der abgelassen werden kann. Über den Neckar sind zwei steinerne Eisenbahnbrücken, eine innerhalb und eine außerhalb des Orts, angelegt, außer diesen bestehen noch über den Fluß zwei kleine steinerne Brücken und eine hölzerne; die Eisenbahnbrücken hat der Staat, die übrigen die Gemeinde zu unterhalten.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 510. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0510.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)