Seite:OARottweil0514.jpg

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gekreuzt wird und hat 8 Farren, von denen nur einige von gekreuzter – die übrigen von reiner Simmenthalerrace sind, aufgestellt. In das Großherzogthum Baden wird ein ausgedehnter Handel mit Vieh getrieben, während das Mastvieh in mäßigem Umfang an die Metzger im Ort selbst zum Verkauf kommt; auch einiger Milchverkauf findet im Ort statt. Auf der Markung läßt ein fremder Schäfer den Sommer über 400 Bastardschafe laufen. Schweinezucht wird nicht getrieben, dagegen werden viele Ferkel (halbenglische Race) von außen eingeführt und theils für den eigenen Bedarf, größtentheils aber zum Verkauf aufgemästet.

Von Anstalten befinden sich im Ort acht Volksschulen, eine Realanstalt, eine Strickschule, eine Kleinkinderschule und eine freiwillige Feuerwehr, der 5 Feuerspritzen nebst einem Hydrophor zur Verfügung aufgestellt sind.

An öffentlichen Stiftungen sind vorhanden von verschiedenen Personen gestiftet 8300 fl., ferner an besonderen Stiftungen von Amtmann Schuler 1000 fl., von Johann Roller, Gutsbesitzer, 2000 fl. und von Chr. Roller, Gutsbesitzer, 1000 fl. Die Zinsen sämtlicher Stiftungen werden alljährlich an Ortsarme vertheilt.

Von Spuren aus früher Vorzeit nennen wir in erster Linie die römische Heerstraße, welche von Rottweil über Donaueschingen an den Oberrhein führte; sie zieht noch ziemlich erhalten ganz nahe, nördlich an Schwenningen vorüber, weiter hin an der Ziegelhütte und am östlichen Saum des Walddistrikts „Dickenbühl“ hin über die Landesgrenze; von ihr ging nahe bei Schwenningen ein Römerweg (Hochsträßle) ab, und lief gegen Nordstetten im Großherzogthum Baden. Zunächst der römischen Hauptstraße stand auf der 1/4 Stunde nordöstlich von Schwenningen gelegenen Flur „Steingen“ ein römischer Wohnplatz, von dem man zuweilen noch Grundreste, Gebäudeschutt und Fragmente römischer Anticaglien findet. Ein weiterer römischer Wohnort stand bei der sog. Steinkirche, auch kurzweg Kirch genannt, am oberen Weg, 1/4 Stunde östlich von Schwenningen, wo man ebenfalls entschiedene Spuren von römischen Gebäuderesten, römische Ziegel, Bruchstücke von Gefässen etc. auffindet. In der Nähe (nordöstlich) befindet sich eine für heilkräftig geltende Quelle. Man genießt von beiden sommerlich gelegenen Punkten prächtige Aussichten an die Alb. Etwa 1/2 Stunde südöstlich vom Ort wird im Staatswald Kaufholz eine hohe Bergspitze der „Thürnleberg“ genannt und zunächst dabei kommt die Benennung „Burgrain“ vor; ohne Zweifel stand auf diesem dominirenden Punkt, von dem man eine ausgebreitete Aussicht genießt, eine Burg oder ein befestigter

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 514. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0514.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)