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Bewohner getödtet und etliche Häuser verbrannt hatte, geplündert und niedergebrannt, so daß nur 3 Häuser stehen blieben. Die meisten Einwohner verloren hiebei all ihr bewegliches Vermögen und flüchteten in andere Gegenden des Landes; erst nach dem westphälischen Frieden sammelte sich wieder eine kleine Gemeinde, zunächst nach Thunningen eingepfarrt, seit 1652 wieder mit einer Kirche und einem Pfarrer versehen (vergl. auch Schleicher a. a. O. 29, 63). Im J. 1830 erhielt Sch. das Recht, wöchentlich einen Fruchtmarkt und jährlich 2 Krämer- und Viehmärkte, am 2. Dienstag im Mai und am 27. Okt., zu halten. – Dasselbe hatte wiederholt durch Brandunfälle zu leiden: den 19. Juni 1621 zerstörte ein Brand in einer Stunde 12 Häuser samt Scheunen und dem meisten Hausgeräthe, im J. 1772 ein solcher 53 Gebäude, darunter 35 Wohnhäuser und 1/3 der um und in dem Flecken stehenden Obstbäume, ein weiterer den 16./17. Mai 1824 7 Häuser. Den 23. Juli 1850 zerstörte ein großer Brand innerhalb 5 Stunden 98 Haupt- und Nebengebäude, beschädigte 10 Haupt- und 4 Nebengebäude; 194 Familien, beziehungsweise einzelne Personen wurden durch dieses Unglück betroffen; der Gebäudeschaden betrug 205.448 fl., der Mobiliarverlust 138.442 fl. (Württembergische Jahrb. 1850, 28). 1

Was die kirchlichen Verhältnisse speziell betrifft, so führt der liber decimationis vom J. 1275 die Pfarr-Rektoren von Svanningen superius et inferius auf (s. ob. S. 158), der Ort hatte somit in älterer Zeit 2 Kirchen; die eine stand an der Straße nach Rottweil auf einer Anhöhe, noch jetzt auf der Kirche genannt, zu der ein gepflasterter Weg führte, die andere auf einer Anhöhe bei der mittleren Mühle, wo man noch in neuerer Zeit bisweilen Backsteine und Ziegel im Schutte gefunden. Die eine dieser Kirchen ist wohl die erwähnte, im J. 1179 dem Kl. St. Georgen gehörige, die andere, die „St. Vincenzkirche“, dagegen gehörte um dieselbe Zeit der Abtei Zürich (vielleicht in Folge zähringenscher Schenkung). Den 10. Apr. 1185 verglich Herzog Berthold IV. von Zähringen, Kastvogt im Thurgau, den Probst Walther und die Chorherrn einer- und den Leutpriester Lütold zu „Swanlingen“ andererseits wegen der Einkünfte des letzteren unter Anderem dahin, daß derselbe statt der Hälfte der zur Probstei gehörigen Zehenten jährlich 10 Schffl. Waizen Villinger Messes und ein Schwein zu liefern hatte. Allein den 21. Dec. 1271 vertauschte die Probstei diese ihr zu entlegene Kirche gegen die Kirche zu Cham an den Bischof Eberhard von Constanz. In Urkunden der Abtei Zürich werden aus dem 13. Jahrhundert mehrere hiesige Geistliche genannt; im J. 1240 B. de Svenningen plebanus, im J. 1252 Burchardus plebanus in

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 518. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0518.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)