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Täbingen,
mit Mühle,
Gemeinde III. Klasse mit 512 Einwohnern, worunter 3 Katholiken. a. Täbingen, Pfarrdorf, 504 Einwohner; b. Danneckershof, Hof, 8 Einwohner. Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Dautmergen eingepfarrt. 31/4 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Auf der zwischen den Thälern der Schlichem und des Schwarzenbachs sich ausbreitenden Liashochebene hat der Ort in einer ganz sanften Einteichung des Weiherbachs, der erst unterhalb des Orts eine etwas kräftigere Rinne erhält, eine hohe, freie, gesunde Lage. Der mit Obstbaumgärten freundlich umgebene, in die Länge gedehnte Ort ist mit breiten, gut unterhaltenen Straßen durchzogen, an denen in mäßigen Entfernungen die meist ansehnlichen ländlichen Gebäude stehen. Die Wohnhäuser mit den angebauten Scheunen sind durchaus mit Ziegeln gedeckt und zeigen tüchtiges Balkenwerk, das zum Theil braunroth angestrichen ist, was dem Ort den echten Charakter eines wohlhäbigen Bauerndorfs verleiht. Vicinalstraßen sind nach Gößlingen, Dautmergen und Leidringen angelegt.

Die im westlichen Theile des Ortes stehende Kirche wurde im Jahre 1834 in einfachem Stil mit Rundbogenfenstern neu erbaut. An ihrer gegen Osten gekehrten Schauseite sieht man über dem Eingang eine Tafel, worauf steht: Gebaut Anno 1834 unter Bau-Inspector Nieffer. Das mit Emporen besetzte Innere der Kirche ist von origineller Anlage und stellt ein Rechteck dar, wird durch zwei Reihen hoher hölzerner Säulen getheilt und diese tragen auf ihren ägyptisirenden Kapitellen, als Decke des Mittelschiffes, ein Tonnengewölbe. Der an der Nordseite, bei der Nordostecke stehende Thurm stammt aus romanischer Zeit und bildete mit seinem untern Geschosse den Chor der früheren Kirche; erhalten ist noch der alte halbrunde romanische Triumphbogen, der auf kräftigen, ganz einfachen, geschrägten Kämpfern ruht. Das oberste Geschoß des Thurmes ist von Holz, trägt ein unförmliches abgestumpftes Satteldach (mit Storchennest) und zwei Glocken, von denen die kleinere sehr alt ist, sie hat in beinahe lateinischen Majuskeln die Umschrift O. rex. glorie. criste. veni. cum. pace. sancta. maria. Die größere Glocke wurde gegossen von Heinrich Kurtz in Stuttgart 1815. Vom Thurm aus genießt man eine schöne Aussicht. Der Friedhof liegt um die Kirche und ist im Jahre 1834 erweitert worden.

Das hübsche zweistockige Pfarrhaus liegt östlich bei der Kirche

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 529. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0529.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)