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und wurde im J. 1838 umgebaut; es ist, wie auch die Kirche, von der Gemeinde zu unterhalten.

Das im Jahre 1838 einfach erbaute Schulhaus enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath; ferner gehören der Gemeinde ein öffentliches Backhaus, mit dem ein Waschhaus vereinigt ist, und eine Zehentscheuer, die derzeit als Farrenstall und Aufbewahrungsort der Feuerspritze, Löschgeräthschaften etc. benützt wird. Das früher hier befindliche Schloß, das schon 1671 in Privathände überging, ist jetzt nicht mehr vorhanden.

Fünf laufende, 20 Pump- und 21 Schöpfbrunnen liefern gutes Trinkwasser, das jedoch in ganz trockenen Sommern zuweilen so spärlich fließt, daß der Wasserbedarf aus dem 1/4 Stunde vom Ort entfernten Moosbrunnen und aus dem Heusteigbrunnen herbeigeführt werden muß. Auch die Markung ist nicht reich an Quellen, es sind nur der Moosbrunnen, der Heusteigbrunnen, der Wildeckerbrunnen und der Schloßbrunnen vorhanden, von denen jedoch die beiden letzteren in trockenen Jahrszeiten versiegen. Durch den Ort fließt der Weiherbach, der früher am südlichen Ende des Dorfs zu einem Weiher geschwellt, in neuerer Zeit aber trocken gelegt wurde und nun als Wiesengrund benützt wird. Der Weiherbach vereinigt sich 1/8 Stunde unterhalb des Orts mit der in vielen Krümmungen die Markung durchfließenden Schlichem; letztere tritt bei starken Regengüssen und schnellen Schneeabgängen über ihr Bett und verursacht Schaden. Über die Schlichem führen 2 steinerne Brücken und ein hölzerner Steg, über den Weiherbach innerhalb des Orts 3 hölzerne Stege und außerhalb des Dorfs 2 steinerne Durchlaßdohlen.

Die körperlich gut gebauten, kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig 6 über 80 Jahre zählen, sind im allgemeinen geordnet und fleißig und treiben hauptsächlich Feldbau und Viehzucht, während sie sich weniger auf Handel und Industrie legen; es sind die gewöhnlichen Handwerker vorhanden, die meist nur für das örtliche Bedürfniß arbeiten. Linnen- und Wollspinnerei, wie auch Weberei wird getrieben und selbstgebleichte Leinwand kommt auf benachbarten Märkten theilweise zum Verkauf. Es bestehen 2 Schildwirthschaften, worunter eine mit Brauerei, und 3 Kramläden. Außerhalb des Orts liegt an der Schlichem die sog. Fischersmühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang. Von den Ortsbürgern, die sich im allgemeinen in guten Vermögensverhältnissen befinden, besitzt der wohlhabendste 55 Morgen Feld und 10 Morgen Wald, der mittelbegüterte 20 Morgen Feld und 2–3 Morgen Wald und die ärmere Klasse 2–3

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 530. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0530.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)