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Wellendingen,
Gemeinde II. Kl. mit 1249 Einwohnern, worunter 5 Evangelische. a. Wellendingen, Pfarrdorf, 1190 Einwohner; b. Freybrück, Haus, 3 Einwohner; c. Katzensteig (Wannenhof), Hof, 3 Einwohner; d. Stungen, Weiler, 34 Einwohner; e. Untere Mühle, Weiler, 13 Einwohner; f. Ziegelhütte, Haus, 6 Einwohner. Kath. Pfarrei; die Evangelischen sind nach Rottweil eingepfarrt. 11/2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der große, etwas unregelmäßig angelegte Ort ist theils in die Thalebene der Starzel, zum größeren Theil aber an die rechten Thalgehänge und auf die Ebene über denselben ziemlich gedrängt hingebaut und besteht aus manchen stattlichen Bauernwohnungen neben vielen kleinen einstockigen Häuschen; die letzteren haben namentlich im Norden des Dorfs an der Straße nach Schömberg ihre Stellen gefunden. Durch das mit Obstbaumgärten umgebene Dorf führt die Schömberg–Spaichinger Landstraße und von dieser gehen im Ort selbst die Vicinalstraßen nach Rottweil und Wilflingen ab; sie haben, wie auch die übrigen Ortsstraßen, eine schöne Breite und sind ziemlich gut unterhalten.

Die in der Mitte des Ortes frei stehende, dem h. Ulrich geweihte sehr stattliche Kirche wurde in den Jahren 1863–64 stilgemäß gegen Osten durch ein Querschiff und einen neuen rechteckigen Chor vergrößert. Das noch ursprüngliche Langhaus hat hübsche Fischblasenmuster in seinen Spitzbogenfenstern. Die sehr freundliche Kirche bildet jetzt ein vollständiges lateinisches Kreuz; ihre Westseite hat ein Spitzbogenportal, und oben ein gothisches Ornament eingemauert. Der östliche Kreuzarm (Chor) wird von einem schönen Rippenkreuzgewölbe, in das der Schlußstein des früheren Chorgewölbes wieder eingesetzt ist, überspannt; der noch alte Thurm tritt an der Nordseite des Langhauses in dasselbe herein und zeigt hier ein zierliches spätgothisches Sakramenthäuschen, dem aber der Aufsatz fehlt. An der Südwand ein hübsches Krucifix (41/2′ hoch) aus der Renaissancezeit. Die drei Altäre sind in sehr ansprechendem neugothischem Stil gehalten; außerdem besitzt das höchst geräumige Innere eine hübsche Gedenktafel, im Jahre 1871 gestiftet vom hiesigen Militärverein dem Andenken des in der Schlacht bei Wörth gefallenen Paul Hafner von Wellendingen, † 22 Jahr alt. Ferner sieht man an der Nordwand des Schiffes eine Grabplatte der Maria Kath. Sus. Marg. von Freuberg und Eisenberg, geb. Reichsgräfin und Reichsmarschalin von Pappenheim, † 24. Jan. 1724, und außen an der Südwand den Grabstein des Anton Fidel von Freyberg,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 540. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0540.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)