Seite:OARottweil0549.jpg

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gefunden. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Getreidefrüchte und von diesen vorherrschend Dinkel und Haber, ferner Kartoffeln, viel Futterkräuter (dreiblättriger Klee, Esparsette und Wicken). Von den Felderzeugnissen können jährlich etwa 200 Scheff. Dinkel, 130 Scheff. Haber, 20 Scheff. Gerste und 10 Scheff. Weizen auf der Schranne in Rottweil abgesetzt werden. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert größtentheils ein gutes, theilweise saures Futter. Die Wiesen sind zweimähdig und ohne Wässerung. Die Obstzucht ist in ziemlich gutem Zustande und namentlich hat die Gemeinde viele Obstbäume auf Allmanden pflanzen lassen; man zieht vorzugsweise Goldparmänen, Weinäpfel, Junkersbirnen, Wasserbirnen und von Steinobst Zwetschgen und Kirschen. Das Obst geräth nicht besonders gerne und der Obstertrag wird im Ort verbraucht. Die Jungstämme bezieht man aus der Gemeindebaumschule und zur Pflege der Obstzucht sind zwei besondere Baumwarte aufgestellt.

Die Gemeinde besitzt 50 Morgen Nadelwaldungen, deren jährlicher Ertrag theils zur Heizung des Schul- und Rathhauses verwendet, theils zu Gunsten der Gemeindekasse um etwa 60 fl. verkauft wird. Außer dieser Einnahme bezieht die Gemeinde noch aus 60 Morgen eigentlicher Weide, nebst der Brach- und Stoppelweide 380 fl. Pacht, aus der Pferchnutzung 280 fl. und aus Allmanden 540 fl.; letztere sind an die Ortsbürger in Theilen von 15/8 Morgen verliehen.

Die mit einer Kreuzung von Simmenthaler und Landrace sich beschäftigende Rindviehzucht ist in gutem Zustande und es wird durch 3 gekreuzte Farren nachgezüchtet. Der Handel beschränkt sich mehr auf das entbehrlich gewordene Vieh, dagegen werden täglich etwa 30 Maß Milch nach Rottweil abgesetzt. Im Spätjahr findet theilweise noch Viehaustrieb statt. Die Zucht wie auch die Haltung der Pferde ist von keiner Bedeutung. Schafzucht betreibt hauptsächlich nur der Pächter von der Staatsdomäne Sonthof, der gegenwärtig auch die Gemeindeweiden gepachtet hat und den Sommer über 430, im Winter 530 spanische Schafe auf der Markung laufen läßt. Der Verkauf der Wolle geht nach Tuttlingen und der Abstoß der Schafe nach Sulz und nach Möhringen im Großherzogthum Baden. Die Schweinezucht (englische und halbenglische Race) ist sehr namhaft und erlaubt über den eigenen Bedarf einen jährlichen Verkauf von etwa 400 Ferkeln und 45 Mastschweinen. Auch von dem zahlreich gezogenen Geflügel werden Gänse und Hühner, weniger Enten, nach Rottweil, Straßburg und in die Schweiz abgesetzt.

Außer dem Stiftungsvermögen (s. Tabelle III) und einem Schulfonds von 870 fl., besteht noch eine besondere Stiftung mit

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 549. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0549.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)