Seite:OASpaichingen0109.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gilt dies bei der Jugend beiderlei Geschlechts, während nur ältere Leute zuweilen noch der ehrbaren Tracht ihrer Voreltern treu geblieben sind; man trifft bei denselben noch die blauen langen Tuchröcke, kurze schwarze, seltener gelbe Lederhosen, rothe oder schwarzmanchesterne Brusttücher mit blanken Metallknöpfen, weiße Strümpfe, Schnallenschuhe und als Kopfbedeckung den schwarzen Schlapphut oder auch den hohen runden Hut. Die Weiber tragen noch die schwarzen Radhauben, auch Käppchen von Chenille, kurze ärmellose Leibchen mit Schnüren, oder eine Joppe, reich gefältelte Wilflingröcke, die über einen dicht unter der Brust angelegten Bausch getragen werden, kurze Hemdärmel mit verziertem Preis (bei kalter Witterung schwarze Joppen), weiße oder schwarze Strümpfe und sehr weit ausgeschnittene Schuhe; die Schürzen und Halstücher sind häufig von bunten Farben, besonders bei dem weiblichen Geschlecht auf dem Heuberg, das sich überhaupt gern in bunte Farben kleidet. Auch tragen die Heuberger häufig silberne Fingerringe. In einigen Orten findet man bei den Mädchen eine ganz eigenthümliche Kopfzierde, die sogenannte Schappel, eine Art Krone, die auf einem kleinen, den Kopf nicht umschließenden Reif aus einem Drahtgeflecht besteht, das mit Flittergold umwunden und mit allerlei glänzenden, beweglichen Gegenständen, wie farbiges Glas, Metallstückchen etc. besetzt und behängt ist. Die Schappel wird nur bei kirchlichen, Feierlichkeiten, wie bei Taufen, Hochzeiten und kirchlichen Festen, getragen. Die jüngere Generation hat jedoch angefangen, diesen gut kleidenden Kopfschmuck durch künstlich gemachte Blumenkränze zu ersetzen. Die schönste und am reinsten erhaltene Volkstracht trifft man in Aldingen, wo die Tracht der Baar noch in den Bezirk hereingreift; hier tragen die Männer schwarze Schlapphüte, dunkelblaue Tuchröcke mit kurzer Taille und schwarzen Knöpfen, schwarze kurze Lederhosen, scharlachrothe oder schwarzmanchesterne Brusttücher, weiße Strümpfe und Bundschuhe oder lange Stiefel. Die weiblichen Personen tragen eng anliegende, tief in die Stirne gehende schwarze Kappen, von denen breite schwarze Bänder über den Rücken hinabhängen, eng anliegende schwarze, mit seidenen oder wollenen Nesteln geschnürte Mieder, darüber ein weißer Spitzengoller, schwarze Kittel, reich gefältelte, glänzend schwarze Zeugröcke, gegen unten mit schwarzem Tuch, sogenannte Belege, das je nach Vermögen schmäler oder breiter angebracht wird, auch das Mieder ist mit schwarzem Tuch oder schwarzem Seidendamast besetzt. Die Unterröcke sind von rothwollenem Tuch und

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)