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vom 10. Januar 1873 zählt der Oberamtsbezirk 49 Zuchtstiere, 800 Ochsen und Stiere über 2 Jahren, 5383 Kühe, 2160 Stück Schmalvieh und 1471 Kälber; sonach kommen auf 100 Einwohner 53,25, und auf 100 Morgen Fläche 13,54 Stücke Rindvieh, während das Landesmittel 52,03 Stück Rindvieh auf 100 Einwohner beträgt. Im allgemeinen ist die Rindviehzucht in gutem, theilweise in sehr gutem Zustande und hat sich in neuerer Zeit wesentlich gebessert. Besonders schöne Viehstände haben Spaichingen, Denkingen und Obernheim.

Was den Rindviehschlag und Zuchtbetrieb anbelangt, so wird in dem Bezirk vorzugsweise ein durch Simmenthaler Farren gekreuzter tüchtiger Landschlag gehalten; reine Simmenthalerrace züchten die Orte: Aixheim, Balgheim, Rathshausen, Schörzingen und Weilen u. d. R. Reinen Landschlag halten die Orte: Königsheim, Nusplingen, Obernheim und zum weit größeren Theil auch Reichenbach. Die übrigen Orte züchten eine Kreuzung von Simmenthaler- und Landrace. Die Haltung der Zuchtstiere geschieht durchgängig von den Gemeinden selbst, welche sie anschaffen und unterhalten. Der Handel mit Vieh beschränkt sich in manchen Orten auf die Ergänzung des Viehstandes und auf den Verkauf des entbehrlich gewordenen Viehs, zuweilen auch des Jungviehs. Mehrere Orte verkaufen ziemlich viel Vieh meist auf benachbarten Märkten, theilweise auch in das Ausland. Namhaften Handel treiben die Orte: Spaichingen, Aixheim, Aldingen, Balgheim, Denkingen, Obernheim (sehr beträchtlich) und Rathshausen. Die Viehmastung ist unbedeutend, und einigen Milchverkauf haben nur Spaichingen und Frittlingen, indem der Milchertrag, soweit er nicht für den eigenen Bedarf nöthig ist, verbuttert und theilweise als Butter oder Schmalz zum Verkauf gebracht wird. Im allgemeinen bildet die Rindviehzucht eine beträchtliche Nahrungsquelle der Bezirkseinwohner.

Die Schafzucht, welche indessen nur wenig von den Bezirksbewohnern, sondern hauptsächlich von Pachtschäfern getrieben wird, ist von namhafter Erheblichkeit; die bedeutendste selbstbetriebene Schafzucht hat die Gutsherrschaft Ober-Hohenberg mit 300 Stück feine Bastarde. Die meisten Pachtschafe laufen auf den Markungen Nusplingen (1600 St.), Obernheim (1200 St.), Böttingen (1000 St.) und Dürbheim (800 St.). Gar keine Schafzucht haben Aixheim, Schörzingen und Weilen u. d. R. Die Wolle wird theils auf inländischen Wollmärkten, theils in der nächsten Umgebung und in das Großherzogthum Baden

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0139.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)