Seite:OASpaichingen0206.jpg

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Das Wappen der Stadt enthält einen durch einen rothen Querbalken getheilten silbernen Schild; im unteren Feld ist ein halbes schwarzes Rad mit fünf Speichen, das obere Feld ist leer (s. auch Württemb. Jahrbücher 1854. Heft II. S. 177 und oben S. 173, 178, 188).

Die Stadt liegt im Südosten des Königreichs, zwischen dem Schwarzwald und der Alb, lang hingestreckt in dem breiten, von hohen waldigen Bergen umgrenzten Primthale und nimmt mit dem nur durch einige Obstgärten von ihr getrennten Weiler Hofen eine Länge von mehr als einer halben Stunde ein; sie besteht eigentlich nur aus einer sehr breiten Hauptstraße, die sich etwas gewunden von Südosten nach Nordwesten hinzieht und von der einige kurze mit Häusern besetzte Nebenstraßen abzweigen. Die Straßen sind freundlich und reinlich, chaussirt und gekandelt, und die Häuser haben ein sauberes, städtisch-ländliches Aussehen.

Rings um die Stadt liegen wohlgepflegte Obst-, Blumen- und Gemüsegärten und man kann auf anmuthigen Fußwegen, von denen aus immer der Anblick der großartigen Albberge sich darbietet, die ganze Stadt umwandeln. Auch die nahen Wälder gestatten schöne Spaziergänge und von jeder Höhe herab öffnet sich eine entzückende Aussicht, namentlich ist auch der Blick in das Thal hinab, mit der vielbethürmten Bergstadt Rottweil im Hintergrund, höchst überraschend. Grandios aber weitet sich die Ferne, wenn man den Dreifaltigkeitsberg, zu dem ein steiler Stationenweg hinaufführt, besteigt. Schon auf der Hälfte des Weges erscheinen, wenn man das herrliche Thal gegen Tuttlingen hinaufsieht, in der dortigen von den niedrigern Gebirgen gelassenen Lücke bei heiterem Himmel die kolossalen schneeglänzenden, eisgepanzerten Gestalten der Hochalpen; – und vollends, wenn man oben aus dem kühlen, reich mit seltenen Blumen geschmückten Buchenwald heraustritt, liegt vor uns in unermeßlicher Ausdehnung, fast ein Dritttheil des Gesichtskreises einnehmend, die ganze Kette der Hochalpen, vom Karwendelstein bis an die Jungfrau, ja selbst bis an den Montblanc aufgeschlossen. Aber bis zu den Alpen welch’ ein weites, fernes, reiches Gebiet, voll von Städten, Dörfern, Klöstern, Schlössern, Höfen und düsteren Wäldern. Den unumschränktesten Blick hat man auf der Plattform des Thurmes der Dreifaltigkeitskirche. Nach Norden und Osten sieht man die stille Hochfläche des Heuberges mit ihren Weiden, Tannenkuppen und weitverstreuten Dörfern, zuweilen unterbrochen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0206.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)