Seite:OASpaichingen0207.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von graulichen Felsköpfen, welche die tief einbrechenden Thäler der Lippach, Beera und Donau markiren; am Nordrande taucht noch der schöngeformte Gipfel des Oberhohenberges hervor.

Gegen Süden steigen sodann die einsamen Häupter der Basaltberge des Hegäus, aber nur noch mit den Stirnen, herauf, – ferner im Mittelgrunde und von seltener Schönheit, das breite, weichgebuchtete, wiesen- und waldgrüne Thal der Prim, das sich an Spaichingen vorbeizieht, und hier (südwestlich) steigt über die Thalwand der kahle, hohenstaufenähnliche Hohenkarpfen, weiter hinten der breitere bewaldete Hohenlupfen empor. Mehr nach Westen, über das saftgrüne Acker- und Waldland hin, die fernen Hochzüge des Schwarzwaldes mit ihren größten Anschwellungen, dem Feldberg und der langgezogenen Hornisgrinde. Weiterhin schaut man tief ins Unterland hinein bis gegen Stuttgart. Besonders des Abends, wenn die Sonne hinter die hohen Schwarzwaldrücken hinabsinkt, glänzt es dort in verklärtem Goldlicht, aber wunderbarer noch wird das Auge betroffen, wenn es sich gegen die Alpen hinwendet, wo unzählige Riesenhäupter im Feuer stehen und herüberschimmern, wie aus einer höheren, uns plötzlich durch einen Zauber nahe gerückten Welt.

Mit bloßem Auge schon, aber noch deutlicher mit dem auf dem Thurm der Dreifaltigkeitskirche aufgestellten Fernrohr, erkennt man genau so manchen jener hochberühmten Alpenberge. Hier seien nach Angabe des genauesten Kenners, Professors Oskar Hölder in Rottweil, nur die bekanntesten genannt (s. auch dessen Aufsatz über den Dreifaltigkeitsberg im Schwäb. Merkur vom 13. August 1874). Von Westen beginnend mit den bayerischen Alpen zwischen Lech und Loisach, von der hohen Bleich bis zum Säuling, erscheinen bei ganz klarem Himmel sogar einige Spitzen des Karwendelsteins. Dann in schöner Schwingung die Linien der Zugspitze, an sie reihen sich die Allgäuer Alpen. Hinüber über den Thaleinschnitt bei Immenstadt und bald ragt steil und großartig der Hochvogel empor. Rechts vom Gebhardsberg bei Bregenz sieht man tief hinein in das Montafun mit dem Rätikon; und bald treten neben die feinen Spitzen der Scesa Plana Sentis und Altmann breit in den Vordergrund, unter ihm in der Tiefe die drei Schlösser auf Arenenberg. Von dort streift der Blick über das gesamte Toggenburg bis zu den Churfirsten, dann hebt sich am Eingang in das Linththal der Glärnisch, kühn und gewaltig, die bedeutendste der hier sichtbaren Berggestalten; weiter der Tödi und gerade über dem hohen Höwen, schroff und

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)