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im Jahre 1500 begonnen und im Jahre 1507 vollendet; die erstere Zahl steht groß an einem Eckstein des untersten, die letztere auf einem Schildchen des obersten Stockwerks. Dieses, gleichwie die beiden darauf sitzenden Staffelgiebel, wird von schön gefüllten spätgothischen Spitzbogenfenstern belebt. In der Ecke zwischen Thurm und Kirchenschiff erhebt sich durch zwei Stockwerke ein rundes steinernes Treppenthürmchen. Auf dem Thurm, der einen reizenden Blick durch das furchtbare, wiesenreiche Primthal hinab gerade an die thurmreiche Stadt Rottweil gewährt, hängen vier Glocken, darunter die größte mit der Umschrift:

In honorem Dei Renatus Breton me fecit Anno 1623.

Auf der zweitgrößten Glocke steht: Refusa Scafhusia. 1779. Die dritte ist uralt, schriftlos und soll von Schweinen beim Verenakloster aus dem Boden gewühlt worden sein. Auf der vierten Glocke liest man: Gegossen in Reutlingen von Kurtz. 1844.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege; der Staat hat seine Baupflicht mit 45.000 fl. abgelöst.

Das hübsche Kaplanatshaus, Stadtpfarrhaus (mit Scheune) steht südöstlich bei der Kirche, wurde im Jahre 1823 vom Staat erworben und um ein Stockwerk erhöht; seine Unterhaltung hat der letztere.

Der ausgedehnte Friedhof, ummauert und an der Eingangsseite von einer hohen Pappelreihe beschattet, wurde im Jahre 1834 südlich von der Stadt neu angelegt und enthält neben schönen Steindenkmälern eine große Auswahl von den so zierlich gearbeiteten Schmiedeisenkreuzen (s. auch die Oberamtsbeschreibung von Rottweil S. 195), die hier wieder eigene, von den in Rottweil gefertigten Kreuzen abweichende Formen zeigen.

Westlich bei der Kirche steht das Rathhaus, ein schlichtes dreistockiges Gebäude, das im Erdgeschoß die Fruchtschranne, im zweiten Stockwerk die Rathsgelasse, im dritten zwei Lehrzimmer und ein Zeichnungszimmer enthält.

Das ebenfalls dreistockige Schulgebäude, westlich bei der Kirche, ist alt und ziemlich verwahrlost und enthält je ein Zimmer für die deutsche Schule, die Real-, Latein- und Industrie-Schule; auch wohnen der Präceptor und ein Schulmeister im Haus. Es unterrichten im Ganzen (Hofen mit eingerechnet) ein Präceptor, ein Reallehrer, drei Schulmeister, ein Unterlehrer, ein Lehrgehilfe und zwei Arbeitslehrerinnen. In Hofen besteht ein besonderes Schulhaus mit zwei Schulzimmern und der Wohnung für den Schulmeister und den Lehrgehilfen. Auch besteht daselbst eine

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0209.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)