Seite:OASpaichingen0217.jpg

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Gegend wird heute noch der „Verena-Ösch“ genannt. Östlich dieser Stelle kommt die Benennung „Landweg“ vor, ohne Zweifel führte hier die von Rottweil über Aldingen herkommende Römerstraße (Hochsträß) vorüber gegen das jetzige Tuttlingen. Nach all diesen Merkmalen scheint bei „Steinweiler“ ursprünglich ein römischer Wohnplatz bestanden zu haben, der später noch benützt wurde und an dessen Stelle auch das Verenakloster gegründet wurde.

Überdieß kommen noch einige Flurnamen auf der Markung vor, die von historischem Interesse sein könnten, wie: südwestlich von der Stadt „vornen in Wangen“, 1/4 Stunde östlich von Spaichingen „Drachenloch“, nördlich von Spaichingen „Heidengraben“, im Walde gegen Schura wird ein Fußweg „Schelmenweg“ genannt, in der Nähe der Dreifaltigkeitskirche kommt „Bruderholz“ vor etc.

Spaichingen wird in ältester Zeit Spaichingas, Speichinga, Speichingas, Speichingen, Speihingun, Spechingen u. s. w. geschrieben – ein Name, welcher nach Pfeiffer, Germania 13, 116 und Förstemann, Altdeutsches Namenbuch (2. Aufl.) Bd. 2 Sp. 1360 vielleicht von dem keltischen Personen-Namen Specius (colonus) abzuleiten ist. Es wird zuerst in Urkunden des Klosters St. Gallen genannt: solchen gemäß gaben den 15. November 791 ein gewisser Rihpert und seine Gemahlin Kebasinde Güter samt genannten Unfreien im Purihdingagau „in villa Dirboheim et in alia villa, qui dicitur Speichingas“ an obiges Kloster, übertrugen diesem den 16. Juni 802 „in villa publica qui dicitur Speichingas“ Erlobald seinen Besitz zu Aldingen und den 16. Juni 803 Ruading Güter und Leibeigene allhier, schenkte dahin K. Ludwig der Fromme den 4. Juni 817 wie an vielen Orten der Gegend, so auch „in ministerio Hruadharii comitis ... ad Speichingas“ früher von den Grafen bezogene Einkünfte, und vertauschte endlich den 10. Dezember 882 der Abt Hartmann von St. Gallen eine hiesige Hube gegen eine andere zu Wurmlingen (Wirt. Urkb. 1, 41. 57. 60. 90. 184).

Frühe erscheint hiesiger Ortsadel, welcher in Beziehung, Vasallenverhältniß, zu den Grafen von Hohenzollern und Hohenberg stand. Das älteste bekannte Glied dieser Familie ist Benno: er erscheint im J. 1084 mit mehreren Adeligen zu Irslingen als Zeuge bei einer Schenkung der Edlen Hezelo und Hermann an das Kloster St. Georgen (Mone Zeitschr. 9, 207),

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0217.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)