Seite:OASpaichingen0225.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Constanz feierlichst bestätigt. Im J. 1592 wurde zwar die Kapelle erweitert, allein sie entsprach dem Andrang immer noch nicht, und nachdem deßhalb insbesondere der Obervogt zu Friedingen Christoph Kalt und seine Frau Barbara Kellmeyer 5000 fl. zum Baufond der Kirche gestiftet hatten, wurde den 26. Juli 1666 der Grundstein des neuen jetzigen Kirchengebäudes, das auf mehr als 9000 fl. zu stehen kam, gelegt, und dasselbe auch den 14. Mai 1673 durch den Constanzer Weihbischof Georg Sigmund eingeweiht. Die Bruderschaft erlosch in der Folge allerdings wieder, allein das ganze Jahr hindurch, besonders aber an den Wallfahrtstagen war früher der Zudrang sehr stark, so daß der Gottesdienst manchmal unter freiem Himmel gehalten werden mußte; an dem großen Opfer betheiligte sich insbesondere auch das Frauenkloster Amtenhausen (im großh. badischen Seekreis bei Engen) das jährlich einen gemästeten Stier hierher sandte. Nach einem oberamtlichen Berichte vom J. 1783 war die Wallfahrt auf die vorzüglicheren Bruderschaftsfeste, deren jährlich fünf waren, nicht nur von der ganzen umliegenden Nachbarschaft, sondern von 8–10 Stunden weit entlegenen Orten sehr stark besucht und konnten die jährlich fallenden Opfer auf 250 fl. im Jahre berechnet werden. Unter der Regierung K. Josephs II. wurde die Wallfahrt abgestellt und der Apparat samt den Glocken der Kirche sollte verkauft werden, doch kam dieser Plan nicht zur Ausführung. – Heutzutage findet während des Sommerhalbjahres bei günstiger Witterung je am Samstage stille Messe statt und wird außerdem am Feste des h. Joseph und Mariä Verkündigung, Geburt und Empfängniß, sowie am Dreifaltigkeitsmontag feierlicher Gottesdienst mit Hochamt und Predigt gehalten. An den Sommersonntagen finden häufig Wallfahrten, im Juli Bittgänge um Abwendung des Hagelschlags von Seite der nächstgelegenen Gemeinden statt (s. auch Birlinger, Volksthümliches aus Schwaben I, S. 292 ff.).

Zu der Gemeinde gehören:

b. Berghof, liegt 1 Stunde nordöstlich von Spaichingen auf dem Heuberg.

c. Dreifaltigkeitskirche mit Meßnerhaus; auf einem von dem Heuberg sich weit vordrängenden schmalen Bergrücken liegt reizend, 1/2 Stunde nordöstlich von Spaichingen, die weithin sichtbare Dreifaltigkeitskirche mit dem daneben stehenden Meßnerhaus, eine Zierde der ganzen Umgegend bildend.

Die Dreifaltigkeitskirche, auch Bergkirche genannt, zu

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0225.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)