Seite:OASpaichingen0229.jpg

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Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind im Vergleich mit andern Orten gut; der vermöglichste Bürger besitzt 42 Morgen Feld und 5 M. Wald, der Mittelmann 14 M. Feld und 2 M. Wald, die weniger bemittelte Klasse 3 M. Feld, 4/8 M. Wald. Gemeindeunterstützung genießen 12 Personen. Auf angrenzenden Markungen haben die hiesigen Ortsbürger 15 Morgen Güter.

Die ziemlich große Markung, von der übrigens ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, hat eine wenig ebene, meist etwas hügelige, von vielen Thälchen und Rinnen durchzogene Lage und einen mittelfruchtbaren Boden, der vorherrschend aus einem schweren, etwas naßkalten, jedoch tiefgründigen Lehm, theilweise auch aus den Zersetzungsprodukten des schwarzen Jura und der oberen Keuperschichten besteht. Dinkel und Haber gedeihen vorzugsweise gut, während die Gerste ein weniger gutes Fortkommen zeigt. Aus den vorhandenen Steinbrüchen werden Liaskalksteine und besonders grobkörnige Keupersandsteine (Stubensandstein) gewonnen; letztere kommen meist nach außen zum Verkauf. Einige Lehm- und Sandgruben sind vorhanden.

Das Klima ist rauh und feinere Gewächse wollen nicht gedeihen, auch kommen schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel nicht selten vor und überdieß ist die Gegend starken Winden sehr ausgesetzt. Die Landwirthschaft wird gut betrieben und zur Besserung des Bodens außer den in zweckmäßig angelegten Düngerstatten fleißig gesammelten Düngungsmitteln noch Gips, Kompost und Asche angewendet. Von den Ackergeräthen ist der Wendepflug der häufigste, auch sind mehrere eiserne Eggen und eine Walze vorhanden. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Getreidearten und von diesen vorherrschend Dinkel und Haber, ferner Kartoffeln, Ackerbohnen, Rüben, Kraut, Flachs und Hanf; der Futterkräuterbau (Klee, Wicken und Esparsette) ist nicht beträchtlich. Von den Felderzeugnissen können jährlich über den eigenen Bedarf 800 Scheffel Dinkel und 200 Scheffel Haber auf den Schrannen in Rottweil und Villingen (Stadt) abgesetzt werden.

Der ausgedehnte Wiesenbau, dem keine Bewässerung zukommt, liefert ein gutes Futter; es wird zum Vortheil der Landwirthschaft, namentlich der Viehzucht, im Ort selbst verbraucht.

Die Obstzucht ist nicht von Bedeutung und beschäftigt sich hauptsächlich mit spätblühenden Obstsorten (Luiken, Kugelbirnen, Schweizerbirnen, Langstielerbirnen etc. und von Steinobst mit Zwetschgen. Die Jungstämme werden aus der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0229.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)