Seite:OASpaichingen0237.jpg

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Das Innere ist im Schiffe flach gedeckt, im vieleckigen Chor mit Gräten eingewölbt. An den Wänden des Schiffes sind die zwölf Apostel al fresco gemalt, dann hängt rechts vom halbrunden Triumphbogen, über dem das herzoglich Württembergische Wappen aufgemalt ist, ein ganz gemalter Flügelaltar, und zwar befindet sich die ganz unten hingehörende Predella jetzt oben auf dem Schrank des Altares, darauf sitzt dann ein flacher Giebel mit dem Württembergischen Wappen und der Jahreszahl 1549. Die Predella enthält die Brustbilder Christi und der zwölf Apostel, vortrefflich gemalt, in späthgothischem Stil, an Zeitblom erinnernd. Auf den Flügeln sieht man außen (auch noch gothisch) den Englischen Gruß, innen, roh gemalt, Geburt und Anbetung Christi, im Schreine selbst das Abendmahl. Der Altar soll sich früher in der Kirche zu Deilingen befunden haben und hieher geschenkt worden sein. Jedenfalls stammt er in seinen Haupttheilen aus dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, und die Jahreszahl 1549 bezeichnet das Jahr seiner Versetzung, wobei dann einige der Bilder entweder wieder neu gemalt, oder doch sehr stark übermalt wurden.

Außerdem besitzt die Kirche einen alten hohlen achteckigen Taufstein, ein schönes schlankes lebensgroßes gothisches Krucifix, eine reiche Renaissancekanzel und im Triumphbogen ein hübsches auf Holz gemaltes Epitaphium mit folgender Unterschrift:

Anno domini 1603 den 9. tag Julii Starb der Ehrwürdig und Wolgelert M. Jacobus Binder, gewesner Pfarher zu Aldingen Tuttlinger Amps.“

Der in zwei Staffelgiebel endigende Thurm trägt auf seinem Satteldach ein Storchennest, hat sehr dicke Mauern und schlicht gefüllte spitzbogige Schallfenster. Von seinen drei Glocken zeigt die größte, schön verzierte, die Umschrift: Tobias Schalch von Schafhausen gos mich. 1715. Lobet den Herrn mit hellen Cymbeln, u. s. w. (s. Psalm 150). Die zweite, auch schön verzierte Glocke ist 1650 in Schaffhausen gegossen, die dritte in Ludwigsburg 1798. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts. Der alte, um die Kirche liegende, wird seit dem Jahre 1837 nicht mehr benützt.

Das hübsche schön gelegene Pfarrhaus samt freundlichem Garten steht unterhalb (südöstlich) der Kirche, am Thalrand, wurde im Jahre 1845 vom Staat erbaut und ist auch von ihm zu unterhalten.

Das stattliche Schulhaus, zweistockig mit Zwerchstock, steht

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)