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gegenüber der Kirche und wurde im Jahre 1847 erbaut; es enthält 5 Lehrzimmer; die Wohnung des einen Schulmeisters befindet sich in einem besondern der Gemeinde gehörigen Gebäude, die des andern im Rathhaus; im Ganzen unterrichten drei Lehrer.

Das Rathhaus, früher das Postgebäude, wurde im Jahr 1838 von der Gemeinde angekauft; in seiner Nähe steht eine schöne Linde.

Auch ein Gemeinde-Backhaus und Armenhaus ist vorhanden.

Der Ort ist mit gutem Trinkwasser hinreichend versehen, es bestehen 13 laufende, 96 Zieh- und 13 Schöpfbrunnen, das Wasser wird in hölzernen Deucheln hergeleitet. Die Markung besitzt mehrere, jedoch nicht bedeutende Quellen; von Bächen fließen darüber die Prim, der Heimbach, Lochbach, Heidlesbach, Sulzbach und die Elta. Ein Eisweiher wurde in der Nähe des Bahnhofes angelegt, er gehört der Rosenwirths Rath Wittwe, die eine sehr ausgedehnte Bierbrauerei betreibt; auch ein Schwellweiher zum Mühlwerk ist vorhanden.

Die von Rottweil nach Spaichingen führende Landstraße und Eisenbahn gehen unterhalb des Ortes bei der oberen Mühle vorüber, hier befindet sich auch der Bahnhof und das Bahnhofgebäude „Aldingen“.

Vicinalstraßen führen von hier nach Schura, Trossingen, Aixheim, Denkingen und Rottweil.

Drei steinerne Brücken und zwei Stege gehen über die Prim, wovon eine der Brücken, die an der Eisenbahn gelegene, der Staat zu unterhalten hat, die übrigen die Gemeinde. Außerdem bestehen noch drei Brücken und mehrere Stege, sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten.

Die Haupterwerbsquelle der geordneten, körperlich wohl gebauten Einwohner bildet die Landwirthschaft, unter den Gewerben ist die Weberei am stärksten vertreten, auch sind einige Messerschmiede hier; ferner bestehen 4 Kaufläden, 4 Kramläden, 2 Kleiderhandlungen, 11 Schildwirthschaften, mit 5 derselben sind Bierbrauereien, darunter zwei bedeutende, verbunden. Außerhalb des Orts liegen an der Prim zwei Sägmühlen und drei Mahlmühlen, darunter zwei mit je vier Mahlgängen und einem Gerbgang, und eine mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind ganz befriedigend, namentlich ist der Mittelstand gut vertreten. Der vermöglichste Bürger besitzt etwa 30 Morgen Feld, der Mittelmann 15, die ärmere Klasse 13/4 Morgen Allmand und mitunter auch einen Morgen eigen Feld.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0238.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)