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deus meus, deus meus, utquid dereliquisti me? anno domini 1443. Umbgegossen durch Johann Jacob Gries Haber von Walts Huet. Anno Domini 1715.

Grieshaber goß in den Jahren 1715 und 1716 allhier eine größere Anzahl von Glocken für Orte der Umgegend. (Pfarrchronik).

Auf der dritten alten und von schönem Fries umzogenen Glocke steht in gothischen Minuskeln: heli. heli. lema. sabathoni. deus. meus. deus. meus. utquit. dereliquisti. me? Ohne Zweifel stammt diese Glocke aus dem Jahre 1443, dem Anfertigungsjahr der zweitgrößten vor ihrem Umguß; auf der neuen wurde die alte Inschrift, nur verbessert, wieder hergesetzt (s. auch unten die zwei Glocken von Königsheim).

Außer diesen verschiedenen Merkwürdigkeiten besitzt die Kirche einen auch künstlerisch sehr kostbaren Schatz von prachtvollen Meßgewänden aus neuer und alter Zeit, z. Th. aus dem früheren Kloster Rottenmünster; ferner sehr schöne Altargefässe, darunter 3 Abendmahlskelche aus Silber und vergoldet, 12″ hoch, im geschmackvollsten Renaissancestil, und eine prächtige 21/2 Fuß hohe Monstranz aus Silber und vergoldet, im Rococostil. Im Jahr 1731 wurden von Augsburg auf Kirchen-Ornat angeschafft eine neue ganz silberne Monstranz, 3 silberne Kelche mit Patenen, 2 silberne Opferkänntlein mit Teller, eine silberne Ampel, ein silbernes Rauchfaß, in Allem 36 Mark 5 Loth um 796 Gulden 16 Kreuzer. (Pfarrchr.) Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der sehr reichen Stiftung.

Nördlich von der Kirche steht an der Friedhofmauer, halb zertrümmert und seiner Figuren beraubt, das steinerne Gehäuse eines Ölbergs, in schönem Renaissancestil gehalten und mit gewundenen, von Reben umrankten korinthischen Säulchen geschmückt. Er wäre wohl werth, wieder hergestellt zu werden. Laut der Pfarrchronik wurde der Ölberg in den Jahren 1685/86 um 12 Gulden verfertigt.

Der neue Friedhof wurde im Jahre 1847 außerhalb des Ortes angelegt. Auch befinden sich zwei kleine Kapellen auf der Markung, eine davon steht unter einer uralten Linde am südlichen Ende des Dorfes.

Das hübsche dreistockige Pfarrhaus, liegt nordöstlich bei der Kirche und wurde im Jahre 1649 erbaut, seine Unterhaltung ruht auf der Stiftung.

Das kleine Rathhaus (vom Jahre 1827) stößt an das 1828

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0246.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)