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Böttingen,
Gemeinde III. Kl. mit 627 Einw., wor. 3 Ev. a. Böttingen, Pfarrdorf, 603 Einw., b. Allenspach, Hof, 24 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Rietheim, O.-A. Tuttlingen, eingepfarrt. 11/2 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der nicht besonders ansehnliche Ort liegt uneben in einem Trockenthale des Heubergs; die Gegend umher ist eintönig, rauh, arm an Baumwuchs, und die allenthalben aus den Feldern und Ödungen hervorragenden grauen Felsenköpfe reichen bis in den Ort hinein, um den sich jedoch in geschützten Lagen verhältnißmäßig ziemlich viele Obstbäume angesiedelt haben. Die meisten Häuser sind einstockig, klein und weiß getüncht, dazwischen liegen große Bauernwohnungen mit sichtbarem Balkenwerk; Ziegelbedachung ist allgemein.

Die dem h. Martin und der h. Katharina geweihte Kirche steht mitten im Dorf, im alten, noch ummauerten Friedhof; sie wurde im Jahre 1743 (diese Jahreszahl steht über dem nördlichen Eingang) neu erbaut und kostete ohne Altäre, Kanzel etc. 7011 Gulden; ihr mit Gräten gewölbter vieleckiger Chor ist sehr hübsch mit Fresken ausgemalt von Fr. X. Kolb und von Heimburg im Jahre 1868. Man erblickt oben das h. Abendmahl nach Lionardo da Vinci, an der nördlichen Wand: Lasset die Kindlein zu mir kommen, an der Ostwand die Krönung Mariä, darunter Maria mit dem Kinde, angebetet von Rosenkränze bringenden Engelchen. Die flache Decke des Schiffes der sehr geräumigen und freundlichen Kirche ist mit Stuckaturen geschmückt, der schöne Hochaltar im neuromanischen Stil, dagegen sind die zwei großen Seitenaltäre in stolzem Rococogeschmack, desgleichen die Kanzel, die geschnitzten Beichtstühle und die Kirchenbänke. Der hübsche achtseitige hohle Taufstein stammt aus spätgothischer Zeit. Im halbrunden hohen und weiten Triumphbogen hängt ein schönes großes (neues) Krucifix. Auf dem Firste des Chordaches sitzt ein schönes Schmiedeisenkreuz und außen an der Südwand der Kirche sieht man einige Grabsteine früherer hiesiger Pfarrer. Der im Norden des Schiffes stehende, mit achtseitigem Zeltdach bedeckte Thurm hat gegen die Kirche hin einen spätgothischen Eingang; von seinen vier verzierten Glocken sind die drei größten von Carl Rosenlächer in Constanz gegossen 1858, die kleinste von J. J. Rosenlächer in Constanz 1806. Die Unterhaltung der von der Stiftung erbauten Kirche ruht ebendort.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0257.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)