Seite:OASpaichingen0269.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

keine Person im Ort, die einer Unterstützung von Seiten der Gemeinde bedürftig wäre.

Die mittelgroße Markung gehört, mit Ausnahme des noch tief in dieselbe eingreifenden Anhauser-Thals, der hügeligen, mit trockenen Thälchen und Rinnen durchzogenen Hochebene des Heubergs an; die bedeutenderen Hügel sind der Kirchberg, das Börnle, der Buchenberg und der Nack. Der Boden gehört zu den fruchtbareren des Heubergs; er besteht meist aus den Zersetzungen des weißen Jurakalks und ist deshalb thon- und kalkreich, jedoch meist etwas schwer und durchgängig mit Jurakalktrümmern gemengt. Zwei Steinbrüche im weißen Jura und ein beinahe ausgebeuteter im Kalktuff sind vorhanden. Die klimatischen Verhältnisse sind, wie überhaupt auf dem Heuberg, rauh, windig und schädliche Frühlingsfröste, wie auch kalte Nebel, kommen zuweilen vor, dagegen ist Hagelschlag selten.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist den natürlichen Verhältnissen entsprechend und der Feldertrag wird durch kräftige Düngung (Stalldünger, Jauche, Pferch, Gips und Asche) zu steigern gesucht. Außer dem allgemein üblichen deutschen Wendepflug sind auch noch einige eiserne Eggen und die Walze im Gebrauch. Von den Cerealien werden vorherrschend Dinkel, Haber, Gerste und weniger Roggen gebaut; ferner baut man Linsen, Kartoffeln, ziemlich viel Futterkräuter, (dreibl. Klee, Esparsette, Futterwicken), Reps, etwas Mohn, Hanf und Flachs, letzteren in ziemlicher Ausdehnung und theilweise zum Verkauf. Von den Getreidefrüchten können über den eigenen Bedarf jährlich etwa 400 Sch. Dinkel, 450 Sch. Haber und 30 Sch. Gerste meist auf den Schrannen in Tuttlingen und Spaichingen abgesetzt werden, auch verkauft man etwa 30 Sch. Linsen. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert gutes Futter, das im Ort verbraucht wird und einen namhaften Viehstand ermöglicht. Die Obstzucht wird mäßig betrieben, weil das Obst nicht gerne gedeiht, daher man auch nur rauhe, späte Kernobstsorten und ziemlich viel Kirschen pflanzt. Die Jungstämme bezieht man theils aus der Gemeindebaumschule, theils von Spaichingen. Ein besonderer Baumwart ist aufgestellt. Das Obst wird im Ort verbraucht.

Die Gemeinde besitzt 330 Morgen gemischte Waldungen, von deren jährlichem, in 60 Klaftern und 2400 St. Wellen bestehendem Ertrag jeder Ortsbürger 1/4 Klafter erhält; der Rest wird zu Gunsten der Gemeindekasse um etwa 100 fl. verkauft. Aus den vorhandenen 186 Morgen Weide, nebst der Brach- und

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)