Seite:OASpaichingen0273.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Deilingen,
Gemeinde II. Kl. mit 1205 Einw., wor. 2 Ev. a. Deilingen, Pfarrdorf, 756 Einw. b. Delkhofen, Weiler, 428 Einw. c. Hohenberg, Hof, 8 Einw., d. Ziegelhütte, Haus, 4 Einw., e. Delkhofer Mühle, Haus, 9 Einw., f. Sägmühle, Haus, 0 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Aldingen eingepfarrt. 31/4 Stunden nördlich von der Oberamtsstadt gelegen.

In dem Hochthale, das sich zwischen dem weit vorgeschobenen Oberhohenberg und dem eigentlichen Heuberg weich gerundet hinzieht, liegt Deilingen, an das sich fast ohne Unterbrechung der Weiler Delkhofen anschließt, so daß dem Gesamtorte eine Länge von einer halben Stunde zukommt. Deilingen selbst liegt gerade auf der europäischen Wasserscheide, eine Traufe des dortigen Rathhauses sendet ihr Wasser in die Nordsee, die andere in das schwarze Meer. Schlank und schön, hohenstaufenähnlich, hebt der Oberhohenberg sein Haupt empor, und gibt der stillen und hochgelegenen Gegend eine ernste fast erhabene Stimmung. Schon vom Dorfe aus hat man eine prächtige Aussicht hinab in die tiefer gelegene reichgehügelte Balinger Gegend, aus deren Hintergrund sich die scharf und schwer geformten hohen Albberge majestätisch erheben. Noch großartiger ist die Aussicht auf der südlichen Spitze des Hochbergs, bis an die Schweizeralpen; auch die sog. Wand erlaubt eine prachtvolle Fernsicht. Die Häuser des großen, reinlich gehaltenen Dorfes sind meistens klein, einstockig, weiß getüncht und mit Ziegeln bedeckt, oft sind auch die Giebelseiten mit Ziegelplatten verkleidet.

Die umfangreiche Kirche zur unbefleckten Empfängniß Mariä stammt in einigen Theilen noch aus der Zeit des Spitzbogenstils, wie die Eingänge und der wohlgegliederte Triumphbogen beweisen; im Jahre 1698 wurde sie erneuert und im Jahre 1764 gegen Westen verlängert, an ihrer Südseite steht die Jahreszahl 1752, an der Westseite 1858, was auf weitere Veränderungen hindeutet. Das Innere der Kirche ist so merkwürdig als wohlthuend, durchaus gewölbt, im Schiff mit Kreuzgewölben, deren Gurten von Laubwerk umhüllt sind und auf Pilastern ruhen, an deren prächtigen Blätterkapitellen ein Engelchen aus Voluten und Fruchtschnüren blickt. Im vieleckig schließenden Chor steigen von kanellirten korinthischen Pilastern schöne Blätterrippen auf und schließen sich in runden Medaillons zusammen, aus denen Reliefdarstellungen, Christus und Maria, herabgrüßen; Alles aus z. Th. farbigem Stuck sorgfältig und geschmackvoll

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0273.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)