Seite:OASpaichingen0289.jpg

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hübschen Renaissancestil, die tüchtige Zopf-Kanzel ist wieder mit den Statuetten der vier Kirchenväter, der achteckige hohle Taufstein mit dem österreichischen Adler geschmückt und trägt die Jahreszahl 1667. Außerdem besitzt die Kirche ein altes schönes Krucifix, daneben die Statuen des Petrus und Paulus. Das Innere wurde in neuester Zeit geschmackvoll wiederhergestellt. Der nördlich am Chor sich erhebende Thurm (mit vier Glocken) wurde in ansprechendem Geschmack gothisch erneuert mit gefüllten Spitzbogenfenstern und hohem achtseitigem Zeltdach. An der südlich vom Chor erbauten Sakristei steht die Jahreszahl 1703. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Der Friedhof, im Jahre 1844 außerhalb des Ortes angelegt, ist rings ummauert, enthält eine Kapelle mit einem in Holz geschnitzten Ölberg, in der Mitte ein großes steinernes Krucifix und außerdem eine Menge der trefflichsten, hohen, neu vergoldeten Schmiedeisenkreuze, die namentlich im Glanz der Abendsonne gar schön in der großartig ernsten, von edelgeformten freistehenden Bergen umkränzten Landschaft stehen.

Am nördlichen Ende des Dorfes steht auf einem Hügel bei einer uralten vielverknorrten Linde malerisch ein dem h. Nikolaus geweihtes spätgothisches Kirchlein mit Dachreiter und (ihrer Maßwerke beraubten) Spitzbogenfenstern. Sie wurde im Jahre 1514 erbaut, im Jahre 1855 restaurirt. Das flachgedeckte Innere enthält einen Rococoaltar und eine hölzerne Empore mit der Jahreszahl 1683. In der Nähe ein Meßnerhaus, worin der Kapellenmeßner wohnt.

Das stattliche, zweistockige, 1758 erbaute Pfarrhaus, mit Scheune und Garten, bildet einen wohlgeschlossenen Pfarrhof, die Unterhaltung desselben hat die Stiftungspflege. Das Schulhaus wurde 1839 schön erbaut; es enthält 2 Lehrzimmer und die Gelasse für den Gemeinderath. Von den zwei an der Schule unterrichtenden Lehrern wohnt einer im Meßnerhaus, der andere in einer Miethwohnung. Ein öffentliches Backhaus, 9 öffentliche Waschhäuser, zwei Armenhäuser und ein Schafhaus sind vorhanden.

Vicinalstraßen nach Wehingen, Frittlingen, Spaichingen und Aldingen sichern dem Ort den Verkehr mit der Umgegend.

Minder gutes Trinkwasser liefern hinlänglich 9 laufende, 16 Pump-, 42 Zieh- und 4 Schöpfbrunnen; überdieß fließt der Wettbach durch den Ort. Auch die Markung ist reich an Quellen, von denen wir den sog. Rosmann, das Rößle, den

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0289.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)