Seite:OASpaichingen0297.jpg

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Kirchlein und gewährt mit seiner nächsten Umgebung ein reizendes Bild. Es ist in einfachen Rococoformen und guten Verhältnissen, mit einem Dachreiter auf dem First, erbaut und hat im schön dekorirten Innern wieder drei sehr ansprechende Zopfaltäre. Nach der Legende wurde das Kirchlein gestiftet von der Erzherzogin Mechtilde (s. auch S. 305).[e 1]

Der im J. 1847 angelegte ganz ummauerte Friedhof, vor dem eine Reihe hoher Pappeln gepflanzt ist, zeichnet sich aus durch schöne Steindenkmale und eine Menge höchst manigfaltig geformter Schmiedeisenkreuze; auch erhebt sich auf ihm ein großes steinernes Krucifix.

Das dreistockige Pfarrhaus ist samt dem Ökonomiegebäude, Hofraum und Garten mit einer Mauer umgeben und bildet einen wohlgeschlossenen ansehnlichen Pfarrhof, die Unterhaltung desselben hat die Stiftungspflege. Das im J. 1831 in modernem Stil zweistockig erbaute Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer, die Wohnungen des Schulmeisters und des Unterlehrers, wie auch die Gelasse für den Gemeinderath. Außer diesen sind von öffentlichen Gebäuden noch vorhanden: ein Backhaus, fünf Waschhäuser, ein Armen- und ein Spritzenhaus. Ein früher dem Fürsten von Waldburg-Zeil gehöriges Ökonomiegebäude, das auch die Wohnung des fürstl. Verwalters (Obervogt) enthielt, ist jetzt in Privathänden.

Gutes Trinkwasser liefern reichlich 8 laufende und ein Pumpbrunnen, besonders gutes Wasser führt die unter dem alten Kirchhof hervorsprudelnde Quelle, der Ursprung des Faulenbachs. Überdies ist im Ort eine Wette angelegt, deren Ablauf in Deucheln fortgeleitet wird und eine oberschlächtige Mühle in Bewegung setzt. Auch die Markung ist, mit Ausnahme des Heubergs, reich an Quellen, dagegen berührt sie nur ein Bach, der unbedeutende Faulenbach, der träge dahinfließt und nie austritt. Westlich vom Ort liegt der etwa 5 Morgen große Egelsee.

Vicinalstraßen nach Balgheim, Rietheim, Böttingen und von dieser ablenkend nach Mahlstetten sichern dem Ort seinen Verkehr mit der Umgegend.

Die Hauptnahrungsquellen der im allgemeinen groß und kräftig gebauten Einwohner bestehen in Feldbau und Viehzucht, während die Gewerbe sich meist nur auf die gewöhnlichen Handwerker beschränken, von denen die Schuster am zahlreichsten vertreten sind und häufig auch nach außen arbeiten. Überdies bestehen: eine Leistschneiderei, die von etwa 5 Arbeitern mit gutem Erfolge betrieben wird; von den 3 vorhandenen Mühlen hat


Berichtigungen und Ergänzungen

  1. Ergänzt nach Berichtigungen und Nachträge S. 408: Zu Seite 297 Zeile 5 von oben: Nach der Legende wurde das Kirchlein gestiftet von der Erzherzogin Mechtilde (s. auch S. 305).
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0297.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)