Seite:OASpaichingen0298.jpg

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eine zwei Mahlgänge und einen Gerbgang, die andere einen Mahlgang, eine Hanfreibe und eine Gipsstampfe, die dritte mit einem Mahlgang und einem Gerbgang wird von Pferden getrieben. Schildwirthschaften sind 4, Bierbrauereien 1, Kaufleute 2 und ein Krämer vorhanden. Ein Strohflechter verfertigt Bienenkörbe, Feuereimer, Brodkörbe etc. und setzt seine Waare in den umliegenden Ortschaften ab.

Die Vermögensverhältnisse der Ortsbewohner haben sich in neuerer Zeit sehr verbessert, so daß jetzt ein guter Mittelstand vorhanden ist; der Grundbesitz der vermöglichen Klasse beträgt 45 Morgen, der mittleren 20 Morgen und der am wenigsten bemittelten 1/8–1 Morgen. Unterstützung von Seiten der Gemeinde erhalten gegenwärtig 5–6 Personen.

Die große von Süd nach Nord in die Länge gedehnte Markung besteht aus zwei gänzlich verschiedenen Hauptgruppen und zwar aus der zwischen der Alb (Heuberg) und dem Zundelberge gelegenen flachen, fruchtbaren Thalweitung und aus der Alb, von der ein großer Theil des Steilabfalls und der hügeligen Hochebene in die Markung eingreift. Mit dieser Verschiedenheit des Terrains hängt auch die Güte und Ertragsfähigkeit des Bodens zusammen, der in der Thalweitung sehr fruchtbar, leicht, tiefgründig, mit schwarzem Humus und feinem Jurakies gemengt ist; auf der Alb und deren Abhang besteht der Boden aus den Zersetzungen des weißen Jura, der die schwache Ackerkrume in ganz geringer Tiefe unterlagert, und überdieß mit unzähligen Jurakalktrümmern gemengt ist. Torf und Moorgrund kommt in der Thalebene beim Egelsee vor, wo seit dem Jahr 1828 Torf gestochen wird. Die Ausbeute beträgt alljährlich eine Million Stück (Wasen), von denen jeder Ortsbürger 3000 St. erhält; der Rest wird verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Rente von 1500 fl. einträgt. Ein Steinbruch im weißen Jura liefert gutes Straßenmaterial, das auch auswärts Absatz findet, überdies sind 2 Kiesgruben (Trümmer von weißem Jura) vorhanden. In früheren Zeiten wurde auf dem Heuberg (im Buchenwald, Bahneck und Wachbühl) auf Erz gegraben, jedoch wegen der geringen Ergiebigkeit wieder eingestellt. Auf dem eine Stunde nördlich vom Ort gelegenen Hirnbühl genießt man eine ausgezeichnet schöne und weite Aussicht, die beinahe der auf dem Dreifaltigkeitsberg gleich kommt.

Das Klima ist in der Niederung ziemlich mild und erlaubt noch den Anbau von feineren Gewächsen, auf dem Heuberg aber

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0298.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)