Seite:OASpaichingen0299.jpg

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ist es dagegen sehr rauh und windig, so daß der Obstbaum nicht gedeihen will. Frühlingsfröste und kalte Nebel schaden jedoch nicht selten in beiden Gruppen; von Hagelschlag wird die Gegend durchschnittlich alle 10 Jahre heimgesucht.

Die Landwirthschaft wird mit großer Umsicht fleißig betrieben und in neuerer Zeit durch die beiden gut angelegten Steigen, die auf die Hochebene führen, sehr erleichtert. Der Boden wird neben den gewöhnlichen fleißig gesammelten Düngungsmitteln auch mit Gips und viel Kompost zu verbessern gesucht. Von den Ackergeräthen ist der Wendepflug (Driller) noch allgemein üblich. Die eisernen Eggen, Ackerwalzen und Dreschwalzen haben in großer Ausdehnung Eingang gefunden. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel und Haber, ferner Ackerbohnen, viel Linsen, Kartoffeln, sehr viel Futterkräuter (dreiblätteriger Klee, Luzerne, Zetterklee und auf dem Heuberg viel Esparsette), Hanf, der jedoch das örtliche Bedürfniß nicht vollständig befriedigt, und noch weniger Flachs. Von dem Ertrag der Felder, welcher übrigens in der Niederung viel beträchtlicher ist als auf dem Heuberg, können alljährlich etwa 1300 Scheffel Dinkel, 200 Scheffel Haber, 120 Scheffel Gerste, 10 Scheffel Linsen und 20 Scheffel Ackerbohnen hauptsächlich nach Tuttlingen, Spaichingen und Rottweil abgesetzt werden. Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau liefert großentheils ein gutes, stellenweise mittelmäßiges und auf einem kleinen Theil saures Futter, das für das örtliche Bedürfniß nicht ganz hinreicht, und deshalb muß noch etwas Futter von außen zugeführt werden. Die Wiesen in der Niederung, von denen ungefähr 30 Morgen bewässert werden können, sind zweimähdig, die auf der Anhöhe nur einmähdig.

Die in mäßiger Ausdehnung betriebene Obstzucht beschäftigt sich meist mit rauheren Obstsorten (Süßäpfel, Lederäpfel, Schweizeräpfel, Palmischbirnen etc.) und mit Zwetschgen. Das Obst geräth nicht besonders gerne und der Obstertrag erlaubt auch in günstigen Jahrgängen keinen Verkauf nach außen. Die Jungstämme werden theils aus der Gemeindebaumschule, größtentheils aber von Donaueschingen, Dotternhausen und Spaichingen bezogen. Ein Baumwart ist aufgestellt.

Die Gemeinde besitzt 1677 Morgen vorherrschend Laubwaldungen, die jährlich 600 Klafter und 35.000 Stück Wellen liefern; hievon erhält jeder Ortsbürger 11/2 Klafter und das dazu gehörige Reisach; in neuerer Zeit wird dieses sog.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0299.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)