Seite:OASpaichingen0306.jpg

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Stiftungen unklagbar unterhalte und daß, wenn künftig in der Grafschaft Hohenberg, etwa zu Rottenburg, ein Jesuiten-Kollegium errichtet werde, solches in den Genuß dieses Vermögens eintreten solle. Das geschah denn auch wirklich nach der Errichtung des Rottenburger Jesuiten-Kollegiums. Durch einen Vergleich vom 6. Mai 1693 zwischen dem hiesigen Pfarrer und dem genannten Kollegium wurde die Entschädigung des ersteren für 2 wöchentlich zu haltende Messen neu regulirt. Den 20. Aug. 1701 vertauschte das Kollegium das Kaplaneigut, desgleichen die bubenhofischen Weingefälle allhier gegen die Mühle zu Niedernau an den Freiherrn Dionysius von Rost zu Balgheim, es wurden aber von der Gemeinde gegen den Tausch Einsprüche erhoben.

Bei der dem h. Cosmas und Damian geweihten Kapelle hatten im vorigen Jahrhundert Eremiten ihre Wohnung; genannt wird z. B. im J. 1779 und noch später ein Bruder Konrad, Eremit zu St. Damian (Gärth).



Egesheim.
Gemeinde III. Kl. mit 552 Einw., wor. 12 Ev. a. Egesheim, Pfarrdorf, 523 Einw., b. Bärenthal, Weiler 25 Einw., c. Mauchenhof, Haus, 4 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Thieringen (O.-A. Balingen) eingepfarrt. Drei Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Bei der Vereinigung des Anhauserthales in das der Beera liegt noch in ersterem Thal und vom Anhauserbach durchflossen der äußerst freundliche Ort, sich etwas am linken Thalgehänge hinaufziehend, an dem sich unter prächtiger Linde die Loretto-Kapelle anmuthig erhebt. Von großer landschaftlicher Schönheit sind die beiden hier zusammenkommenden Thäler, mit ihren streng geformten steilen dichtbewaldeten Abhängen, die sich in ausdrucksvollen Windungen, oft von Schluchten durchbrochen, hinziehen und an denen aus den Wipfeln des Waldes weiße Felsenkronen emporstreben; auf einer derselben, im Anhauser Thal, erheben sich die Thurmreste der Burg Granegg. – Ein eigener Zauber ruht über diesen mitten ins rauhe, wasserarme, bäumlose Gebirg tief eingesenkten und weit von der Welt abgetrennten waldreichen Thälern, durch deren schmale saftgrüne Wiesengründe krystallklare Flüßchen rasch und rauschend dahingleiten.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0306.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)