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Frittlingen,
Gemeinde II. Kl. mit 1028 Einw., wor. 23 Ev. a. Frittlingen, Pfarrdorf, 1014 Einw., b. Michelhölzle, Hof, und Bahnwärter-Haus, 14 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Aldingen eingepfarrt. 13/4 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der ansehnliche, unregelmäßig angelegte Ort liegt uneben auf beiden Seiten des Sulzbachthales und über ihm erhebt sich auf der linken Thalseite die Kirche samt Pfarrhaus, während von der anderen Seite der neu angelegte Friedhof mit stattlicher Kapelle herüberschaut. Die zum Theil großen, durchgängig getünchten und mit Ziegelplatten bedeckten Bauernhäuser werden von zahlreichen Obstbäumen und schlanken Pappeln umgeben. Schöne Aussichten bieten sich von der Kirche herab und auf der hochgelegenen Allmand.

Die dem h. Hippolyt geweihte, im 16. Jahrhundert erbaute Kirche ist in einfachem Rundbogenstil gehalten und hat im Schiff eine hübsch gearbeitete Kassettendecke, im vieleckigen Chor ein einfaches Gratgewölbe. Der im Spätrenaissancestil gehaltene Hochaltar ist sehr reich geschnitzt und mit der Krönung Mariä geschmückt, auch die tüchtig gearbeiteten Chorstühle zeigen diesen Geschmack. Die Seitenaltäre sind im Rococostil ausgeführt, auf dem nördlichen befindet sich eine schöne gothische Holzschnitzerei, die Grablegung, auf dem südlichen drei weibliche Heilige, Agnes, Barbara und Katharina. An den Wänden hängen fünf zierliche kleine Altärchen. Die Sakristei besitzt ein altes Krucifix und ein hübsches gothisches Versehgefäß von Silber. Von den drei Glocken auf dem nördlich am Chor stehenden vierstockigen Thurm ist die größte gegossen im Jahre 1554. Die zweite von Meinrad Antonius Grieninger 1726. Auf der dritten sieht man in gothischen Minuskeln die Namen der vier Evangelisten und ferner Anno domini MCCCCCXI osctwalt klain.

Die Kirchenstiftung bestreitet die Unterhaltung der Kirche, für den Neubau ist durch Lastenabfindung mit den Zehentberechtigten ein eigener Fonds angelegt worden.

Westlich vom Ort steht auf der Anhöhe das alte kreuzgewölbte Kapellchen der „Zwölf Boten“, deren steinerner Altartisch von einer sehr schönen spätgothischen in Holz geschnitzten Predella, Christus mit den zwölf Aposteln, geschmückt wird. Nach der Sage stand diese Kapelle schon vor Errichtung der Pfarrkirche.

Der z. Th. mit schmiedeisernen Kreuzen besetzte Friedhof,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0319.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)