Seite:OASpaichingen0334.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

öffentliche Backhäuser und ein Waschhaus sind vorhanden. Vicinalstraßen führen nach Egesheim, Böttingen und Renquishausen; auch die Ortsstraßen sind in ziemlich gutem Zustande.

Gutes Trinkwasser liefern drei außerhalb des Orts gelegene laufende Brunnen, überdies sind 50 Cisternen im Ort selbst angelegt. Wenn die Brunnen und Cisternen den Dienst versagen, dann wird das Wasser aus einem 7 Minuten nördlich vom Ort gelegenen, nie versiegenden Brunnen herbeigeholt. Eine Wette ist im Ort angelegt.

Die Einwohner sind aufgeweckte, fleißige, geordnete Leute, die sich hauptsächlich durch Feldbau und Viehzucht ihr bescheidenes Auskommen sichern; ein Theil der Ortsbewohner sucht den Sommer über Beschäftigung als Maurer und Zimmerleute im In-und Auslande, die übrigen Handwerker dienen nur den allernöthigsten örtlichen Bedürfnissen, und nur die Weber und Schuster arbeiten theilweise nach außen. Es bestehen 3 Kramläden, eine Schildwirthschaft und eine Ziegelei.

Die nicht große Markung liegt mit wenig Ausnahme auf dem hügeligen Hochlande des Heubergs und hat einen mittelfruchtbaren, leichten, kalkreichen Boden, der aus den Zersetzungen des weißen Jura besteht und mit unzähligen Trümmern dieser Formation gemengt ist; in den Mulden und Vertiefungen erscheint nicht selten Lehm und schwarzer Humus. Der Jurakalk wird an mehreren Stellen gewonnen, auch ist eine Lehmgrube vorhanden.

Erdfälle kommen mehrere auf der Markung vor, die interessantesten befinden sich 1/8 Stunde nordöstlich vom Ort; hier erhebt sich auf freiem Felde eine malerisch verschlungene Baumgruppe, die einen 20′ tiefen felsigen Erdfall umschattet; der Erdtrichter führt zu der 80′ langen, 50′ breiten und 45′ hohen Friedrichshöhle, deren Wände mit herrlichen Stalaktiten reich verkleidet sind. Nur ein paar hundert Schritte von dieser Stelle liegt ein weiterer senkrechter Erdtrichter, das sog. Klingenloch, das über 100′ tief ist und zu einer noch größeren Höhle als die Friedrichshöhle führen soll.

Die klimatischen Verhältnisse sind, wie überhaupt auf dem Heuberg, rauh, so daß feinere Gewächse nicht mehr gedeihen und sogar die Obstbäume nicht fortkommen wollen; auch ist die Gegend starken Winden ausgesetzt und wird überdies von Frühfrösten und Hagelschlag häufig heimgesucht.

Die Landwirthschaft wird so gut, als es die natürlichen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0334.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)