Seite:OASpaichingen0337.jpg

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an dem Steilabfall gegen das Lippach-Thal, von dem eine kurze Seitenschlucht bis in das Dorf hinaufzieht und den nordöstlichen Theil desselben in der Art umschließt, daß er im Verein mit dem Abhang gegen das Lippach-Thal beinahe auf 3 Seiten von Natur unzugänglich ist. Der Ort selbst ist sehr freundlich, gehört zu den bestaussehenden Dörfern des Heubergs und besteht meist aus stattlichen getünchten, ziegelbedachten Bauernwohnungen, die etwas weitläufig an die gut unterhaltenen Ortsstraßen hingebaut sind. Das nahe felsen- und waldreiche Lippach-Thal, dessen ernste Stille nur durch einige Mühlen unterbrochen wird, verleiht der Gegend einen ganz besonderen landschaftlichen Reiz; überdies sind bei heller Witterung von vielen Punkten der Markung (Scheibenbühl, Bernhardstein, Böttenbühl, glatter Felsen etc.) die schneebedeckten Alpen sichtbar.

Die am westlichen Saum des Orts gelegene, dem h. Konrad geweihte Pfarrkirche wurde in hübschem, modernem Rundbogenstil in den Jahren 1852/53 von Oberamts-Werkmeister Schad von Tuttlingen mit einem Gemeindeaufwand von etwa 17.000 fl. erbaut. Die Einweihung durch den Bischof von Rottenburg geschah den 24. Aug. 1857. Das sehr geräumige, breite Schiff ist flach gedeckt, der vieleckig schließende Chor hat ein Rippenkreuzgewölbe, alles sehr freundlich und ansprechend bemalt. Auf drei schönen, neugothischen Altären stehen in Holz geschnitzte Heiligenbilder. Auf dem Boden des Schiffes liegt eine mit Kelch und Kreuz geschmückte Grabplatte mit folgender Inschrift: „Anno 1697 den 4. Hornung starb Her Baltas Leibinger Pfarher in Malsteten“. Den nördlich am Chor stehenden Thurm, mit 3 neuen Glocken, bekrönt ein hohes achtseitiges Zeltdach. Die Unterhaltung der Kirche hat die Gemeinde. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts in Aggenhausen (s. unten).

Das bei der Kirche gelegene freundliche Pfarrhaus ist ebenfalls von der Gemeinde zu unterhalten. Das große, zweistockige Schulhaus mit Thürmchen auf dem First wurde 1828 erbaut; es enthält 2 Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Das Rathhaus, ursprünglich ein Bauernhaus, wurde im Jahr 1828 von der Gemeinde erkauft und zu seinem gegenwärtigen Zweck eingerichtet. Ein Armenhaus ist vorhanden. Den Verkehr mit der Umgegend vermitteln Vicinalstraßen nach Böttingen und Mühlheim; von ersterer lenkt an der westlichen Markungsgrenze eine Vicinalstraße nach Dürbheim ab.

Das nöthige Trinkwasser liefern 3 laufende Brunnen, die

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0337.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)