Seite:OASpaichingen0340.jpg

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hier soll das Schloß „Mahlstatt“ gestanden sein. In der Nähe dieser Stelle fand vor 2 Jahren ein Bürger von M. auf dem sog. „Bühle“ unter einem Steinriegel ein Grab, das ein menschliches Skelett mit Armspangen aus Bronce enthielt; es liegt daher die Vermuthung sehr nahe, daß die obigen 3 Hügel ebenfalls Grabhügel waren. Auch auf dem 1/2 Stunde südwestlich von Mahlstetten gelegenen Bernhardsstein soll ein Schloß gestanden sein; man findet daselbst noch Mauerreste und Ziegel.

Wie Königsheim theilte dieser Ort ganz das Schicksal Böttingens; es erscheint somit hier seit 1253 kl. beuronischer, beziehungsweise zollerischer Besitz, 1303 constanzischer Pfandbesitz, 1391 weitingischer und 1409 enzbergischer Besitz, und zwar blieb dieser letztere, obgleich Hans Rudolf von Enzberg bei seiner Theilung mit seinem Bruder Friedrich den 16. Jan. 1509 auch Mahlstetten erhalten hatte, auch in der Folge, abweichend von dem Verhältniß Böttingens und Königsheims, allodial (vrgl. oben S. 221 und S. 260).[1]

Nach dem 30jährigen Kriege sah sich Johann Friedrich von Enzberg im J. 1659 genöthigt, seinen Gläubigern die diesen verpfändeten Besitzungen so lange nutznießlich in Besitz zu geben, bis sie um ihre Forderungen befriedigt seien, ein Anerbieten, welches durch Urtheil des k. Landgerichts zu Wangen am 6. Aug. 1663 bestätigt wurde. In den Besitz Mahlstettens wurde Freiherr Hans Adam von Bodmann auf Wahlwies eingewiesen, welcher andere Gläubiger mit ihren Forderungen an den Ort abfand und somit sämtliche Rechte an denselben erwarb. Allein den 1. März 1701 kaufte dessen Sohne Johann Adam von Bodmann der schwäbische Kreisoberstlieutenant Nicolaus Friedrich von Enzberg den Ort wieder ab, der nunmehr im Besitz der Familie blieb und zum Ritterkanton Hegau steuerbar war. – Genannter Familie stund allhier außer verschiedenen Frohnen und Gülten insbesondere weiter noch zu ein eigenthümliches Bauerngut von 471/4 Jauchert Acker, 111/4 Mannsmad Wiesen, welches als Erblehen hinausgegeben war, das Großzehentrecht auf ungefähr 1100 M. Öschfeld allein, auf etwa 55 M. Ösch- und 283 M. Ausfelder halbtheilig mit der Ortspfarrei, ein stattliches Wohn- und Ökonomiehaus, welches im J. 1741 erbaut, nachher als Zehentscheuer benützt und im J. 1852 an einen Privatmann verkauft wurde.


  1. Bei Schmid Hohenb. S. 287 und Urkb. S. 346 steht Mallestetten statt Sallestetten (Salzstetten O.-A. Horb).
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0340.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)