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Nusplingen,
Gemeinde II. Kl. mit 1228 Einw., wor. 14 Ev. a. Nusplingen, Pfarrdorf mit Marktrecht, 885 Einw., b. Dietstaig, Weiler, 49 Einw., c. Harthöfe, Weiler, 126 Einw., d. Heidenstadt, Weiler, 154 Einw., e. Sägmühle, Haus, 14 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Meßstetten O.-A. Balingen eingepfarrt. 31/2 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Nusplingen hat gerade an der Stelle, wo das Dellenbach-Thal in das tief eingeschnittene Beera-Thal eingeht, eine freundliche Lage gefunden und ist von hohen, dunkel bewaldeten Steilgehängen, von denen die grauen Felsenkränze ernst in das Thal herabschauen, umgeben. Der quadratisch angelegte Ort war früher ein mit Mauern und Gräben umgebenes Städtchen und hatte 4 Thore, das Kapellenthor an der Nordseite, das obere Thor an der Westseite, das untere Thor an der Südseite und das Schmiener Thor an der Ostseite. Die Thore sind bei den früher stattgefundenen Feuersbrünsten (s. hier. unten) zu Grunde gegangen und von der ehemaligen Stadtmauer hat sich nur noch an der nordwestlichen Ecke ein kleiner Rest erhalten; auch ist der Stadtgraben, welcher mittelst der Beera und des Dellenbachs unter Wasser gesetzt werden konnte, eingeebnet worden. Der Ort selbst hat eine regelmäßige Anlage und wird durch 2 breite Hauptstraßen, die sich beinahe in der Mitte desselben kreuzen, in 4 ziemlich gleiche Viertel abgetheilt. An der Kreuzung der Hauptstraßen liegt der große Marktplatz, der Herrenplatz genannt, weil früher das Rathhaus auf demselben stand. An den Hauptstraßen, wie an den ebenfalls gut unterhaltenen Nebenstraßen, lagern sich etwas gedrängt die zum Theil im städtischen Stil erbauten, theilweise auch kleinen, durchaus ziegelbedachten Häuser, von denen die im westlichen Theil des Orts etwas gar zu ländlich, zuweilen sehr unansehnlich sind, während der übrige Ort seinen ehemaligen städtischen Charakter noch nicht ganz abgelegt hat.

Die der h. Katharina geweihte, an der nördlichen Seite des Orts gelegene Pfarrkirche wurde mit Ausnahme des Thurmes und Chores im Jahre 1861 zum größten Theil neu erbaut. Der vieleckig schließende, mit Strebepfeilern besetzte Chor stammt aus der Spätrenaissancezeit. Das in modernem Rundbogenstil erbaute Schiff der Kirche zeigt innen einen sichtbaren Dachstuhl, der Chor ein Kappengewölbe auf Konsolen, das mit goldenen Sternen auf blauem Grunde geschmückt ist. Die drei

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0344.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)