Seite:OASpaichingen0358.jpg

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kleinen, von einem Ortsbürger hiezu erbauten Kapelle aufgestellt habe, wo es heute noch steht; die Kapelle wird das Pilgerhäusle genannt und ist schon zweimal erneuert und vergrößert worden.

Das 1848 neu erbaute ansehnliche Pfarrhaus bildet mit der Scheune, dem schönen Garten und Hofraum einen wohlgeschlossenen freundlichen Pfarrhof, den die Stiftung zu unterhalten hat. Es bestehen zwei Schulhäuser, das eine wurde 1812 neu erbaut und enthält zwei Lehrzimmer nebst den Wohn- und Ökonomiegelassen für den ersten Schulmeister; im J. 1872 wurde eine zweite Schulstelle errichtet und ein Gemeindehaus mit einem Lehrzimmer und den erforderlichen Wohngelassen für den zweiten Schulmeister und den Lehrgehilfen eingerichtet. Das Rathhaus wurde 1854 in einem von der Gemeinde angekauften Privathaus hübsch und zweckmäßig hergestellt. Ein öffentliches Backhaus und 6 öffentliche Waschhäuser sind vorhanden.

Im J. 1812 wurde das uralte Kirchlein zu St. Wolfgang samt der dabei stehenden Eremitage an dem Wege nach Nusplingen abgebrochen.

Durch den Ort führt die Vicinalstraße von Wehingen über Ober-Digisheim nach Ebingen; außer ihr besteht noch eine ziemlich gut angelegte Straße vom Ort über Thanneck nach Deilingen.

Mit Trinkwasser, welches ein Gemeinde-Schöpfbrunnen und 70 Cisternen liefern, ist der Ort nicht hinreichend versehen, so daß in trockenen Jahreszeiten der Wasserbedarf bei dem 1/2 Stunde vom Ort entfernten Brunnen im Eschenthal geholt werden muß. Die Markung ist im allgemeinen wasserarm und nur an der nordöstlichen Markungsgrenze entspringen einige kleine Quellen, wie im Harras das Neubrünnle, dann im Eschenthal und Fohenthal; die stärkste Quelle befindet sich 1/2 Stunde westlich vom Ort im Distrikt „Hohwiel“ im Thann, sie ist zugleich die einzige, welche in das Neckargebiet, im weiteren Sinne in das Rheingebiet gehört, während die übrigen der Donau zufließen. Den oben angeführten Gemeindeschöpfbrunnen mit einem großen Wasserbehälter unterhält eine schwache Quelle. Besonders gutes Wasser führt das sog. süße Brünnlein, welches im Thann nur unbedeutend aus einem Felsen fließt. Eine periodisch fließende Quelle ist der Ursprung des Seltenbachs im Eschenthal, welcher nur nach länger andauerndem Regen ziemlich stark hervorsprudelt und bei trockener Witterung bald wieder versiegt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0358.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)