Seite:OASpaichingen0359.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die körperlich kräftigen und gut aussehenden Einwohner, von denen 6 Personen 80 und mehr Jahre zählen, sind sehr fleißige, sparsame Leute und befinden sich in guten Vermögensumständen; sie werden ihres großen Fleißes wegen „Bienen“ genannt. Der Grundbesitz des Vermöglichsten beträgt 50 Morgen, des Mittelmanns 25–30 Morgen und der minder bemittelten Klasse 2–3 Morgen. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht und nebenbei die Baumwollweberei, welch’ letztere sehr stark betrieben wird und vielen Verdienst bringt; beinahe in jedem Haus befinden sich 1–2 Webstühle. Überdieß sind die gewöhnlichen Handwerke vertreten, auch bestehen 4 Schildwirthschaften, worunter zwei mit Bierbrauereien, 5 Kramläden, eine Corsettfabrik und eine Ziegelei.

Die große von Südost nach Nordwest in die Länge gedehnte Markung besteht größtentheils aus dem mit scharf ausgeprägten Hügeln regellos besetzten, von vielen Mulden und Trockenthälchen durchzogenen Hochlande des Heubergs, in das noch einzelne tiefe schroffe Seitenthälchen des Beera-Thals, des Harras-Thals und des Schlichem-Thals mit ihren Anfängen eingreifen. Der mittelfruchtbare, theilweise unergiebige Boden ist etwas hitzig und besteht durchgängig aus den thon- und kalkreichen Zersetzungen des weißen Jura, der in geringer Tiefe ansteht und dessen zahllose Trümmer sich dem Boden beigemengt haben. In den Mulden und Vertiefungen hat sich meist ein ziemlich fruchtbarer Humus, theilweise auch Lehm abgelagert, während an den Abhängen und auf den Kuppenhügeln der Felsengrund der Oberfläche stellenweise so nahe tritt, daß der Anbau des Landes entweder gar nicht oder nur mit geringem Erfolg möglich ist.

An mehreren Stellen sind noch verschüttete Erzgruben, welche während des Bestands des Hüttenwerks in Harras angelegt wurden, vorhanden.

Das Klima ist das des Heubergs, rauh und windig, auch kommen schädliche Fröste und kalte Nebel häufig, Hagelschlag jedoch nicht selten vor.

Die Landwirthschaft wird mit vielem Fleiß gut betrieben und der Boden mittelst der gewöhnlichen Düngungsmittel, auch mit Gips, Kompost und Asche zu verbessern gesucht. Im allgemeinen Gebrauch sind die verbesserten Wendepflüge (sog. Geisfüße); die eiserne Egge, wie auch die Ackerwalze haben Eingang gefunden. Man baut vorzugsweise Dinkel und Haber, weniger Gerste, und in der Brache Kartoffeln, ziemlich viel dreiblättrigen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0359.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)