Seite:OASpaichingen0365.jpg

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einer Brauerei verbunden, 4 Kramläden und eine unterhalb des Orts gelegene Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den geringen, die vermöglichste Klasse besitzt 15 bis 20 Morgen, die mittlere 6–8 Morgen Grundeigenthum, während die ärmere Klasse nur auf die Benützung der Allmandtheile angewiesen ist. Übrigens erhält gegenwärtig Niemand Unterstützung von Seiten der Gemeinde.

Die kleine Markung, von der überdieß beinahe die Hälfte mit Wald bestockt ist, hat eine sehr unebene Lage, besteht theils aus den Steilabfällen des Heubergs und Plettenbergs theils aus deren vielfältig mit Schluchten und Rinnen durchzogenen, verworrenen Ausläufern gegen das Schlichem-Thal.

Der im allgemeinen minder ergiebige Boden besteht, so weit er für den Feldbau benützt wird, aus den Zersetzungsprodukten des braunen Jura, die zum Theil in Folge der früher stattgefundenen Erdrutschen von den unteren Schichten des weißen Jura, namentlich von den Impressathonen, überlagert wurden. Der Boden ist daher meist schwer und etwas naßkalt. Die Steilgehänge, welche jedoch durchaus als Wald und Weide benützt werden, bestehen aus den kalk- und steinreichen Zersetzungen des weißen Jura. Mehrere Steinbrüche sind im weißen Jura und in den blauen Kalken des braunen Jura angelegt, auch einige Lehm-, Töpferthon- und Kiesgruben (weißer Juraschutt) finden sich. Erdfälle (trichterförmige Einsenkungen) kommen zuweilen vor im sog. Loch, im Milchsteig und im Eichwäldle; sie sind von geringer Bedeutung, dagegen wurde die Gemeinde Rathshausen von Erdrutschen schon einigemal aufs empfindlichste und gefährlichste heimgesucht. Schon im Jahr 1744 löste sich ein Theil des Deilinger Bergs ab und stürzte in das Thal, diesem Sturz, der ziemlich starke Verwüstungen anrichtete, folgte im Jahr 1787 ein zweiter und endlich 1789 ein dritter gewaltiger Nachsturz, der eine große Strecke Waldungen und Felder verheerte und die losgetrennten Massen bis auf die rechte Seite der Schlichem wälzte, wodurch das Flüßchen in seinem Lauf gehemmt wurde und sich zu einem dem Dorf Unheil drohenden See anschwellte. Der Gefahr wurde abgeholfen und die Einwohner von Rathshausen kamen mit dem bloßen Schrecken davon, dagegen war der Schaden an den Feldern, namentlich an den Wiesen ein sehr beträchtlicher und hat der ohnehin wenig bemittelten Gemeinde tiefe Wunden geschlagen. Es wurden damals verwüstet auf der Markung

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0365.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)