Seite:OASpaichingen0378.jpg

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mit 1353 fl. Ferner besteht noch eine Armenstiftung von 464 fl. 40 kr., deren Zinse alljährlich unter die 10 Ärmsten der Pfarrei vertheilt werden; diese Stiftung ist jedoch unter dem Stiftungsvermögen der Kirche enthalten.

Etwa in der Mitte des südwestlichen Abhanges am Wochenberg wird ein kleiner Vorsprung „Kasten“ genannt und am Fuße des Abhanges kommen die „Stalläcker“ vor, auch heißt eine Stelle oben auf dem Wochenberg „Wachbäumle“; die drei Benennungen deuten auf eine ehemalige Burg oder Befestigung am Wochenberg. Südlich vom Ort liegt die Flur „auf Haus“, auf der schon öfters römische Ziegel ausgegraben wurden, so daß an einem hier gestandenen römischen Wohnort nicht gezweifelt werden kann. Mit demselben wird nun auch der sog. Kasten (vermuthlich von Kastell) in Verbindung gestanden haben. Eine abgegangene Straße zieht unter dem Namen „alter Weg“ über den Wochenberg; sie soll nach der Sage die Poststraße gewesen und über den Hohenberg nach Wehingen gezogen sein. Wahrscheinlicher ist, daß diese Straße vom Wochenberg aus gegen das auf Deilinger Markung gelegene „Heidenschlößchen“ und weiter über den am östlichen Fuß des Hochbergs abgegangenen Ort „Weiler“ nach Wehingen führte. Ohne Zweifel lief auch ein Arm dieser Straße zu dem Schloß Oberhohenberg.

Der Ort, früher Scercingas, Scarcingas, Scerzinga u. s. w. geschrieben, wird zuerst erwähnt in Urkunden des Stifts St. Gallen: den 1. Sept. 785, den 15. Nov. 791, den 26. Juni 805 geschahen allhier Güterübergaben an das Stift durch einen gewissen Anselm, ferner Rihpert und seine Gemahlin Kebasinde, einen gewissen Adaluni, den 4. Juni 817 schenkte K. Ludwig der Fromme die gräflichen Einkünfte aus 47 Mansus an mehreren Orten, darunter: „in ministerio Karamanni comitis ad Scerzingas mansis Altolfi et Liutboldi“ mittelbar an das Stift und den 31. Okt. 843 wird der Ort wiederum in einer St. Galler Schenkungsurkunde genannt (Wirt. Urkb. 1, 29. 41. 90. 127; Wartmann Urkb. 1, 173; oben S. 372).

Die Frage, ob die in einer Urkunde des Kl. Reichenbach vom J. 1088 als Zeugen genannten Gerolt et frater eius de Scerzingen (Wirt. Urkb. 2, 394) auf unser Sch. zu beziehen seien, oder nicht vielmehr auf Schörzingen bad. Amts Freiburg im Breisgau, möchte wohl mehr zu Gunsten des letztern Orts zu entscheiden sein, da unmittelbar zuvor einige Zeugen genannt werden, welche letzterem Schörzingen näher zu Hause sind, und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0378.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)