Seite:OASpaichingen0382.jpg

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gestatten. Durch den in die Länge gezogenen großen Ort führt die von Spaichingen kommende, dem Beera-Thal entlang ziehende Poststraße, von der im Ort die Vicinalstraße nach Deilingen ablenkt und bei Harras eine weitere nach Obernheim abgeht. An den gut unterhaltenen, theilweise gekandelten Ortsstraßen lagern sich ziemlich gedrängt die meist mittelgroßen oder kleinen, durchaus getünchten Häuser, die größtentheils mit Ziegelplatten, einzelne noch mit Schindeln gedeckt sind; nicht selten sind auch die Hausgiebel mit Ziegeln, zuweilen auch mit Schindeln verkleidet. Im Jahr 1828 den 23. Oktober brannten 43 Gebäude ab und wurden alsdann in regelmäßiger Anlage wieder neu errichtet, wodurch der schönere Theil des Orts entstand. Auch die im Ort vereinzelt stehenden Waldbäume und Pappeln sind landschaftlich von guter Wirkung.

Die dem h. Ulrich geweihte Pfarrkirche liegt mitten im Ort und wurde im Jahr 1737/38 neu erbaut, den 3. Oktbr. 1738 durch den Constanzer Weihbischof eingeweiht; an ihrem Westeingang steht die Jahreszahl 1688, bis zum Jahr 1738 bestand hier nur eine Kapelle. Der Chor ist gewölbt, die Kanzel im Zopfstil, die drei Altäre sind in schönem neugothischem Stil gehalten und mit zahlreichen Statuen geschmückt, unter denen sich einige alte (gothische) befinden, und an der Südwand des Schiffes sieht man eine 41/2 Fuß hohe vortreffliche spätgothische Madonna mit dem Kinde; das Kind hat ein Gebetbüchlein in Händen. Auf dem Chor sitzt ein schönes Schmiedeisenkreuz, und in dem nördlich am Chor stehenden, mit zwei Staffelgiebeln besetzten Thurm hängen 4 Glocken, gegossen von Rosenlecher in Constanz 1859.

Das sehr wohnliche, in einem Garten stehende, 1751 erbaute Pfarrhaus ist, gleich wie die Kirche, von der Stiftungspflege zu unterhalten. Im Jahr 1750 wurde dasselbe durch den Blitz eingeäschert.

Der im Jahre 1870 erweiterte gut ummauerte Begräbnißplatz liegt eine halbe Viertelstunde östlich vom Ort, schön und still im malerischen Waldthal und enthält neben hübschen Gärtchen, Grabmälern und Schmiedeisen-Kreuzen die alte der h. Dreifaltigkeit geweihte Frohnhofer Kirche, die namentlich an der gerad geschlossenen leider stark übertünchten Ostseite noch Reste eines romanischen Baues aufweist; das Übrige stammt aus spätgothischer Zeit. Schiff und Chor sind gleich breit und durch einen spitzen Triumphbogen von einander getrennt, an dem

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0382.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)