Seite:OASpaichingen0386.jpg

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Von Anstalten bestehen, außer der Volksschule, eine gewerbliche und Zeichenschule und eine Industrieschule.

Stiftungen sind folgende vorhanden: 1. eine Kirchenstiftung mit 46.000 fl. und 23 Morgen Wald, 2. eine Armenstiftung mit 2300 fl. und 3. eine Schulstiftung mit 1700 fl.

Der Ort hat das Recht, in den Monaten April, Juli, September und November Krämer- und Viehmärkte abzuhalten, auf denselben wird lebhaft gehandelt und viel verkehrt.

Was die Überreste aus früher Vorzeit betrifft, so führte unter der Benennung „Steinstraße“ eine von Rottweil herkommende Römerstraße das Beera-Thal entlang an Wehingen vorüber; in der Nähe derselben oberhalb des Orts kommt der Flurname „ob dem Hof“ vor, vielleicht stand hier ein römischer Wohnplatz. Am westlichen Ende des Orts liegt ein 15′ hoher, künstlich aufgeworfener kreisrunder Hügel, „Beutenbühl“ genannt, auf dem nach der Sage ein Kloster gestanden sein soll, wozu indessen die Kuppe des Hügels viel zu klein gewesen wäre; viel wahrscheinlicher haben wir es hier mit einem altgermanischen (keltischen) Grabhügel oder mit einem römischen Wachhügel zu thun. Einige hundert Schritte westlich von Wehingen ist man auf Reihengräber gestoßen, die Gräber, deren 6 aufgefunden wurden, waren mit Steinplatten umfriedigt und gedeckt; sie enthielten außer den menschlichen Skeletten eiserne Schwerter, Speerspitzen, eine goldene Stecknadel, thönerne Gefäße, Glas- und Thonperlen. Die südlichste Spitze des Hochbergs war durch einen quer über dieselbe führenden Graben befestigt (s. die Ortsbeschr. von Deilingen) und am Fuß dieser Bergspitze erhebt sich ein runder Hügel, das sog. „Bürgle“, auf dem man noch Bruchstücke von Ziegeln und zuweilen Mauerschutt findet; hier stand ohne Zweifel eine kleine Burg oder irgend ein befestigter Wachposten; ganz in der Nähe des Bürgle kommt der Flurname „Stalläcker“ vor. Auf der „Schloßhalde“ oberhalb Harras stand die Burg der Herren von Wehingen, von der noch die Umwallung und der Burggraben, wie auch Spuren von Gemäuer sichtbar sind.

Der Ort, früher Uuaginga, Uuagingas, Wagingen, Wahigen, Waihingen, Wähingen u. s. w. geschrieben, wird zuerst genannt in Urkunden des Klosters St. Gallen, als Gr. Berthold (s. oben S. 159) den 27. März 793 hiesigen Besitz, den er diesem Kloster früher überlassen, von demselben zurückverliehen erhielt, und als den 11. Dez. 802 durch die Gebr. Hadubert und Nidger die Schenkung einer Hube zu Böttingen an das Kloster

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0386.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)