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und es beläuft sich hiernach der durchschnittliche Werth eines Gebäudes

 bei Zugrundlegung des Steuerkatasters auf 457 fl. 39 kr.
 nach dem Versicherungsanschlag auf 752 fl. 30 kr.

Von den im Bezirk vorhandenen Gebäuden sind 43 Eigenthum des Staats, 114 der Körperschaften und 6256 der Privaten.


V. Nahrungsstand.
1. Hauptnahrungsquellen.


Ackerbau, Viehzucht, Obstbau und in einigen Orten auch Weinbau sind die Hauptnahrungsquellen.

Daß der Oberamtsbezirk nicht, wie da und dort geglaubt wird, zu den wohlhabenden gehöre, zeigt der nähere Blick in die inneren Zustände der einzelnen Gemeinden, unter denen nur wenigen Wohlstand nachgerühmt werden kann, und den meisten alle Vorbedingungen hiezu fehlen. Dieß ergibt sich namentlich aus dem geringen Grundbesitze im Verhältnisse zur Bevölkerung, der großen Zerstücklung des aus 95.187 Parzellen bestehenden Grundeigenthums und der auf dem Bezirke ruhenden unverhältnißmäßigen Schuldenlast, die schon vor den letzten Theuerungsjahren nur an versicherten Passivkapitalien 3.398.310 fl. betragen hat, während die Aktivkapitalien der Bezirksangehörigen nur 1.638.077 fl. ausmachen. Dazu kommt der ungünstige ökonomische Zustand der Gemeindekorporationen, welche, ohne in der Regel ihren Angehörigen irgend welche Nutzungen gewähren zu können, die Steuerpflichtigen durch hohe Gemeindeschadensumlagen außerordentlich in Anspruch nehmen müssen: durch Umlagen, welche auf jährlich 26.000 fl. sich belaufen, und deren Größe in vielen Gemeinden dem Betrage der Jahressteuer gleich steht, in mehreren denselben um das Zweifache und Dreifache übersteigt, wogegen der Vortheil einer verhältnißmäßig geringen Amtsschadensumlage, welcher aus dem allerdings bedeutenden Vermögen der Amtskorporation erwächst, kaum in Anschlag gebracht werden kann.

Der jährliche Armenaufwand im Bezirke beträgt 7–8000 fl., hat sich aber im Jahr 1847 ohne Einrechnung der auf den Ankauf von Sustentations- und Saatfrüchten verwendeten bedeutenden Summen theils in Folge der Theuerung, theils durch den von den Gemeinden zu Bewerkstelligung der Auswanderung armer lästiger Familien gemachten Aufwand von 14.198 fl. auf 25.042 fl. erhöht. Während in den letztverflossenen 21 Jahren im Durchschnitte jährlich 95 Personen auswanderten, beträgt in Folge der von mehreren Gemeinden armen auswanderungslustigen Personen gewährten Unterstützungen die Zahl der im J. 1847 Ausgewanderten 323.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 047. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_047.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)