Seite:OAStuttgartAmt 060.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Pflanzschulen geschritten sind, wurde der Bedarf an Pflanzen meist aus den Gärten von Hohenheim und aus der Pflanzschule zu Solitude erkauft. In den ersteren, von Herzog Karl geschaffenen prachtvollen Gärten trifft man unter anderen auch viele nordamerikanische Holzarten von seltener Schönheit und Stärke.

Größere unbestockte, zum Waldareal gehörige Flächen sind nicht mehr vorhanden; hie und da sind auch abgelegene, schlechtere Weid- und Allmandplätze zu Wald angelegt worden, z. B. von der Gemeinde Echterdingen. Für die Entwässerung nasser Plätze und für die Begrenzung der Waldungen durch Grabenziehungen ist in den letzten 15 Jahren sehr Vieles geschehen.

Das jeweilige Bedürfniß an Laubholzsamen wird größtentheils durch eigenes Einsammeln gedeckt, und nebenbei machen einzelne Personen das Samensammeln zum Erwerbszweig; der erforderliche Nadelholzsamen wird aber in der benachbarten herrschaftlichen Samenauskleng-Anstalt zu Solitude erkauft. Daß mit der Ausdehnung der unmittbaren künstlichen Kultur auch die Verbesserung der Waldwege gleichen Schritt gehalten hat, bedarf kaum einer Erwähnung.

Wie es die dichte Bevölkerung, insbesondere die Nähe der Residenz und der verhältnißmäßig geringe Waldbesitz mit sich bringen, so stehen die Holzpreise sehr hoch, wohl am höchsten im Lande, abhängig von den Marktpreisen in Stuttgart; um so höher ist aber auch der Geldertrag für die Waldbesitzer. Der durchschnittlich jährliche Holzertrag mag in den Laubholz-Hochwaldungen von 2/5 bis 3/5 Klafter, in den Nadelholzwaldungen von 3/4 bis 1 Klafter und in den Mittelwaldungen von 1/6 bis 1/3 Klafter vom Morgen wechseln.

Daß der Bau- und Nutzholz-Absatz sehr bedeutend ist, liegt in der Eigenthümlichkeit der Verhältnisse.

Unter den Neben-Nutzungen steht die Laubstreu oben an, obgleich sie mit einer pfleglichen Forstwirthschaft neuerer Zeit mehr in Einklang gebracht worden ist. Die Waldweide, noch vor 20 Jahren im Schönbuch fast allgemein, hat in Folge der Einführung der Stallfütterung ganz aufgehört. Außer der Waldgräserei, soweit sie zulässig ist, der Gerberrinde, welche in möglichster Ausdehnung gewonnen und gut bezahlt wird und für welchen Zweck auch einzelne förmliche Schälwaldungen zu 14jährigem Umtrieb bestehen, einiger Sandsteinbrüche und Mergelgruben, sind die übrigen Neben-Nutzungen von keiner Erheblichkeit.

Die Laubstreu-Nutzung in Staatswaldungen findet hauptsächlich in Folge altherkömmlicher Dienstbarkeiten statt, und muß selbst im Schönbuch, wo vor 30 Jahren mit der Ablösung von Wald-Servituten begonnen wurde, jetzt noch aus Vergünstigung erlaubt werden. Die meisten

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 060. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_060.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)