Seite:OAStuttgartAmt 106.png

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berühren und durchkreuzen. Die wichtigste von diesen ist die römische Consularstraße, welche von Regensburg bis nach Windisch in der Schweiz zog und in neuerer Zeit beinahe in ihrem ganzen Zug wieder aufgefunden und nachgewiesen wurde. Sie führte bei Canstatt über den Neckar, von da unter dem Namen „Steinstraße“ nördlich an dem Pragwirthshause vorüber und erreichte hier den Oberamtsbezirk. Bei der noch außerhalb des Bezirks liegenden Prag, wo schon Grundmauern römischer Gebäude aufgefunden wurden (s. Oberamtsbeschreibung von Canstatt), lief die Straße zwischen dem Wartberg und dem Burgholz durch und weiter bis nach Feuerbach. Auf dem Burgholz wurden schon verschiedene römische Alterthümer zu Tage gefördert, die auf einen römischen Sitz entschieden hinweisen. Von Feuerbach ging die Straße die hohe Warte hinauf und führte weiter auf dem Rücken des Gebirgs fort bis zu der Wohnung des Parkwächters, welche an der Straße von Bothnang nach der Solitude steht. Hier theilte sie sich, während ein Arm über die Solitude, wo sie die Oberamtsgrenze überschreitet, nach Pforzheim führte, zog der andere, die Consularstraße, von der Wohnung des Parkwächters durch den königlichen Park, östlich am Pfaffensee vorüber gegen den Christophsstollen und von da den Pfaffenwald hinauf bis zur sogenannten Kapelle bei Vaihingen auf den Fildern. Nur einige 100 Schritte von der Kapelle entfernt, entdeckte man im Frühjahr 1833 auf dem sogenannten Entelbang Spuren römischer Gebäude und eine Menge Bruchstücke römischer Gefäße von den verschiedensten Formen und Massen, namentlich viele von terra sigillata mit geschmackvollen Verzierungen, Laubwerk, Thierfiguren etc. (s. württ. Jahrb. 1833 I., 193). Von der römischen Niederlassung bei Canstatt bis hieher beträgt die Entfernung 6 römische Millien und von dem Entelbang bis Böblingen eben so viel. Die Gebäude standen demnach auf der Hälfte des Wegs zwischen den römischen Niederlassungen bei Canstatt und Böblingen. An der oben erwähnten, etwa aus einem ursprünglich römischen Wachgebäude entstandenen Kapelle machte die Hauptstraße eine Wendung und zog auf die Anhöhe des Vaihinger Gemeindewaldes bis zur sogenannten Huttenseiche, in deren Nähe sie den Oberamtsbezirk verläßt. Der weitere Zug der Straße ging über Böblingen, Rottenburg u. s. w. Die durchgängig gepflasterte Straße hatte eine 12-14’ breite Fahrbahn und eine wallartige Anlage; sie ist an mehreren Stellen noch sichtbar, übrigens ruht sie meist 1–2’ unter der Oberfläche und wird namentlich auf den Feldern nicht selten mit dem Pfluge erreicht. Die nähere Beschreibung über den Zug und die Structur derselben s. württ. Jahrbücher 1833 I. S. 196 und 1834 II. S. 383. Eine Seitenstraße lenkte zunächst der Kapelle ab, und zog unter den Benennungen „Heerstraße, Heerweg“ auf der Markung Vaihingen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_106.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)