Seite:OAStuttgartAmt 107.png

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über den Sindelbach, wo die Übergangsstelle noch gegenwärtig die „Heerfarth“ genannt wird; von hier ging sie weiter am Fasanenhof vorbei, über die Poststraße von Degerloch nach Echterdingen, überschritt in der Nähe derselben den Hattenbach, führte gegen Bernhausen, von da über die Gemarkung Unter-Sielmingen und trat zwischen letzterem Ort und Neuhausen aus dem Bezirk; weiter hatte sie ihren Zug südlich an Denkendorf vorüber bis zu der römischen Niederlassung bei Köngen im Oberamt Eßlingen.

Außer diesen führten noch folgende Römerstraßen durch den Oberamtsbezirk. Eine von Aich herkommende, jetzt „Hochsträß, Heuweg (Höweg)“ genannt lief auf dem Bergrücken zwischen dem Aichthal und dem Bonbachthal gegen den Uhlberg, wo sie in den Bezirk eingeht. Von dem Uhlberg hatte sie ihren Zug an Plattenhardt vorüber und allen Anzeigen nach auf dem Gebirgsrücken zwischen der Filderebene und dem Reichenbachthal fort gegen den sogenannten Hairenwald am Fuß der Federlensmad und weiter durch den Schönbuch nach der römischen Niederlassung bei Böblingen. Eine zweite, die ebenfalls von Aich herkommt, zieht 1/4 Stunde südlich von Bonlanden unter dem Namen „Schanzheckle“ später Airenweg in den Bezirk und führt schnurgerade der ehemaligen Burg in Bonlanden zu. Von hier hatte sie ihren geraden Zug gegen den Punkt, der zu Horb genannt wird und wo römische Alterthümer gefunden wurden. Von da wendet sie sich etwas östlich und führt unter dem Namen Reitweg gegen die römische Heerstraße, welche von Köngen über Bernhausen nach Vaihingen zog. Eine dritte, ebenfalls von Aich herkommende alte Straße führt unter der Benennung „alte Heerstraße“, auch „grasiger Weg“ nach Harthausen, von da ganz gerade nach Unter-Sielmingen, weiter bis zur Neumühle, wo sie die Kersch überschreitet und am südlichen Thalabhang als tiefer Hohlweg hinauf nach Kemnath läuft. Von Kemnath hatte sie ihren Zug an dem längst abgegangenen Ort Ow vorüber. Der Name, die zweckmäßige, gerade Führung und die bei Harthausen und Kemnath nahe der Straße aufgefundenen römischen Alterthümer gestatten die Anlage dieser alten Heerstraße ebenfalls den Römern zuzuschreiben.

Aus diesem Allem geht hervor, daß mehrere über die Filderebene ziehende Römerstraßen bei Aich zusammenliefen und gemeinschaftlich über das Aichthal führten. Der Übergangspunkt war trefflich gewählt, da auf ausgedehnte Strecken sowohl thalauf- als thalabwärts die Terrainverhältnisse nirgends sich so günstig gestalteten, wie gerade auf diesem Punkte.

Noch ist einer alten Straße zu erwähnen, deren erste Anlage nach den wenigen von ihr übrig gebliebenen Resten, nach ihrer Richtung und

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_107.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)