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14 Personen erhalten gegenwärtig regelmäßige Armenunterstützung) in der Gemeinde, das Armenhaus gibt zwei Familien Obdach.

Hauptnahrungszweige sind: Feldbau, Viehzucht und etwas Gewerbe. Die meist ebene Lage der Güter und der fruchtbare, leicht zu bearbeitende, tiefgründige Boden, der durchgängig aus Diluviallehm, mit etwas Sand gemengt, besteht, eignet sich besonders für Landwirthschaft, die hier mit sehr viel Fleiß und Umsicht betrieben wird. Durch das Beispiel von Hohenheim und den Einfluß des landwirthschaftlichen Bezirksvereins wurde in den letzten Jahrzehnden der landwirthschaftliche Betrieb noch mehr gehoben, namentlich wurden bessere Ackerwerkzeuge und Düngerarten in Anwendung gebracht. Die gewöhnlichen Halmfrüchte, die hier vorzüglich gedeihen, werden gebaut und von diesen besonders Dinkel und Gerste in Handel gebracht. Der Durchschnitts-Ertrag wird an Dinkel zu 7 Scheffel, an Gerste zu 5 Scheffel per Morgen angegeben. Neuerdings findet die Luzerne neben dem rothen Klee vielen Eingang. In der Brache, die ganz und so fleißig angebaut wird, daß sie mehr einer Gartenwirthschaft gleicht, zieht man außer Kartoffeln, Angersen, etwas Hanf und Futterkräutern besonders viel sogenanntes Filder-Kraut (weißer Kopfkohl, Spitzkohl), von dem jährlich ungefähr 1 Million Stücke gepflanzt und unter dem Namen Filder-Kraut weithin, sogar bis in’s Badische verkauft werden. Das Bernhauser Kraut gehört zu dem besten auf den Fildern. Der geringste Preis eines Morgen Ackers beträgt gegenwärtig 250 fl., der mittlere 500 fl. und der höchste 750 fl. Beinahe jeder Bürger besitzt innerhalb des Orts einen Gemüsegarten, in welchem er im Frühjahr Krautsetzlinge pflanzt, die, in großer Anzahl auswärts verkauft, einen namhaften Erlös abwerfen; ebenso wird Krautsamen gezogen und auswärts abgesetzt. Die ergiebigen Wiesen sind durchgängig zweimädig und liefern gutes, nahrhaftes Futter, das übrigens für den Bedarf nicht ganz ausreicht. Die Obstzucht ist nicht bedeutend, übrigens sehr im Zunehmen; sie beschränkt sich meist auf Mostsorten, besonders auf Luiken und Palmischbirnen, die hier recht gut gedeihen; der Obstertrag im Jahr 1847 wurde auf 18.000 Sr. geschätzt; vom Steinobst sind die Zwetschen vorherrschend. Seit einigen Jahren besteht eine Baumschule (s. oben).

Die Gemeinde besitzt 85 Morgen Wiesen und Allmanden und 403 Morgen meist Laubwaldungen, welche letztere in 30jährigem Umtrieb bewirthschaftet werden und nach dem neuesten Wirthschaftsplan einen jährlichen Ertrag von 53 Klaftern Holz und 3960 St. Wellen abwerfen; hiervon erhält jeder Bürger jährlich 121/2 St. Wellen oder 1/4 Klafter Holz, das übrige wird verkauft und der Erlös zu Gemeindezwecken verwendet. Früher hatte Bernhausen eine Schönbuchsgerechtigkeit in Holznutzungen und Abreichung von Holz im Schönbuchspreis bestehend,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_113.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)