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Verhältniß besonders dann zum Übelstand wurde, wenn Württemberg mit Eßlingen im Felde lag. Indeß trennte nach längeren Verhandlungen, trotz alles Widerstrebens von Seiten Eßlingens, Graf Ulrich von Württemberg im Jahr 1468 Mai 24 den Ort von der Mutterkirche und stiftete und bewidmete hier eine eigene Pfarrei, deren Lehnsherr und Kastvogt er war.[1]

Im Jahr 1460 ließ Graf Ulrich von Württemberg bei Degerloch nach Silber und Blei graben (Sattler, Topogr. 85), 1478 gestattete er einem Ausländer, hier Erz zu schürfen (Steinhofer 3, 287), allein dieß dauerte nur kurze Zeit, und ebenso fruchtlos erneuerte Herzog Friedrich I. den Bau. Im Jahr 1635 wüthete hier die Pest, an der in einem Jahr 140 Menschen starben; im Jahr 1638 ist die ganze Gemeinde des Kriegs wegen nach Stuttgart geflohen.

Etwa 1/4 Stunde südlich von Degerloch, zwischen der Stuttgart–Tübinger Landstraße, dem Ramsbach- und dem Weidachthal, stund ein jetzt verschwundener Ort Ittingshausen (Uttingeshusen), bei welchem um 1100 und 1150 Kloster Hirschau Güter erhielt (Cod. Hirsaug. S. 47. 75). Kloster Bebenhausen, welches in den Jahren 1204 und 1229 bereits hier begütert war (Besold Doc. S. 366 und 375), erkaufte im Jahr 1241 von Kloster Hirschau dessen Besitz (Gabelk.) und im Mai 1281 von Wolfram von Bernhausen für 80 Pfd. das Vogtrecht über den Ort (oppidum Uttingshusen) sammt Zugehör, mit Zustimmung Graf Eberhards von Württemberg als Oberlehensherrn, am 31. Octbr. 1284 von Hiltebold von Werstein dessen sämmtlichen Besitz um 20 Pfd. (von Stillfried, Hohenzoll. Forschungen 1, 167). Württemberg ertauschte im Jahr 1478 Octbr. 21. die hiesige Vogtei von Kloster Bebenhausen (Gabelk. Sattler, Grafen 3, 133).

Ursprünglich nach Plieningen eingepfarrt erhielten im Jahr 1579 die Bewohner von Ittingshausen, wegen des unbequemen Wandels nach Plieningen, Degerloch zur Mutterkirche, doch mußten sie fortwährend nach Plieningen den kleinen Zehenten geben.

Schon 1663 erkaufte die Gemeinde Degerloch von den Gütern des damals im Eigenthum der Kastkellerei Stuttgart befindlichen Ittinghäuser Hofs 102 Morgen theils Wiesen, theils Länder, zur Wiederabgabe an Degerlocher Einwohner. Im Juni 1746 erwarb dieselbe den Rest des Hofes (etwa 265 Morgen), riß die Gebäude nieder und vertheilte die Güter an die Bürgerschaft. Theils zum Andenken, theils als Zufluchtsort


  1. Binder nennt als ersten Pfarrer Balthasar Lutz. Nach der Pfarrbeschreibung war Samuel Epp erster evangelischer Pfarrer, der auch das Taufbuch anlegte und bis 1559 fortführte, welches dann 1566 durch Pfarrer Raph wieder aufgenommen wurde.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_142.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)