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in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten ist, so daß die Kirche zu den schönsten im Bezirk gehört; das Chor hat in seinem Innern ein aus 10 Bogen bestehendes, schönes Netzgewölbe mit Knotenrosetten; die Consolen, auf denen die Gewölbebogen aufsitzen, stellen bärtige, mit halbem Leib hervorragende Männer, mit Spruchbändern in den Händen, dar. Im Jahr 1848 ließ die Gemeinde mit einem Aufwand von 4000 fl. eine neue Orgel mit 26 Registern durch Karl Weigle in Stuttgart verfertigen, die nun eine besondere Zierde der Kirche ist. Der massive viereckige Thurm, ein schmuckloses Bauwesen, hat von Außen keinen Eingang, sondern nur schmale, oblonge Lichtlöcher. Er besteht aus 4 Stockwerken, von denen das oberste mit Satteldach einer jüngern Zeit anzugehören scheint. Aus den Fenstern des Glockenhauses genießt man nach allen Seiten hin einer ausgebreiteten schönen Aussicht. An der Südseite des Thurms, am untern Stock, sind 3 Wappenschilde, unter denen auch der württembergische in Stein gehauen. Unten am Thurm befindet sich neben der Jahrzahl der Erbauung 1439, eine weniger leserliche lateinische – und die deutsche Inschrift „ain Turn bin ich, maister Heinrich macht mich," und links hievon ein Wappenschild mit zwei gekreuzten Spitzhämmern. An der Außenseite der Kirche stehen mehrere Grabdenkmale, die übrigens nicht über das 17. Jahrhundert zurückgeben. Von den drei Thurmglocken enthält die kleinste und mittlere die Evangelistennamen, die kleinste nennt den Eßlinger Pantlion Sidler (16. Jahrhundert), die größte und jüngste den Stuttgarter Jakob Rechlen (17. Jahrhundert) als Gießer. Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege, die übrigens von der Gemeinde unterstützt werden muß. Auf dem Kirchhof, der um die Kirche liegt, werden die Todten von Echterdingen und Weidach begraben. Der andere, im Jahr 1774 am östlichen Ende des Ortes angelegte, wegen des stark zudringenden Wassers aber bald wieder verlassene Kirchhof, dient seit der im Jahr 1816 erfolgten Vereinigung der Orte Stetten und Hof mit der Parochie Echterdingen als Beerdigungsplatz für die letzteren Orte, welchen die Gemeinde Echterdingen die unentgeldliche Benützung gestattet.

Das Pfarrhaus ganz nahe bei der Kirche, hat eine freie, angenehme Lage und ist gut erhalten; die Erhaltung desselben liegt dem Staat ob. In dem gleichfalls zunächst der Kirche gelegenen Schulhause, welches die Stiftungspflege zu unterhalten hat, befinden sich die Schullehrerwohnungen und vier Lehrzimmer, in denen ein Hauptlehrer, zwei Unterlehrer und ein Schulgehülfe den Unterricht ertheilen; solches entspricht in Beziehung auf Bauart und Räumlichkeiten wenig den Anforderungen der Zeit. Die hier seit 1842 bestehende Industrieschule für kleine Mädchen wird nur den Winter über besucht.

Das Rathhaus, ein altes Gebäude, steht von allen Seiten frei und ist in gutem baulichen Zustand; in der

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_144.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)