Seite:OAStuttgartAmt 158.png

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Weg[1], welcher früher die Hauptstraße von Stuttgart in das Neckarthal war, jetzt aber nur noch als Verkehrsweg für Fußgehende dient, in Verbindung. Zwei weitere Straßen, von welchen eine den Ort seiner Länge nach durchzieht, die andere nur das südliche Ende des Orts berührt (das s. g. Amtssträßle), führen auf die Stuttgart–Eßlinger Staatsstraße. An die Stelle des auf der Höhe des Berges gelegenen sog. Schlößchens, welches im Jahr 1618 von dem Burgvogt zu Stuttgart, Lutz von Menlishofen, der ihm auch gegen Bezahlung von 150 fl. die Steuerfreiheit erworben hatte, erbaut und in der späteren Zeit als Wirthshaus seines Gartens und seiner reizenden Aussicht wegen, viel besucht wurde, ließ der geh. Legationsrath von Pistorius, dessen Wittwe es gegenwärtig besitzt, im Jahr 1835 ein schönes Wohngebäude aufführen.

Die Kirche, nach der Jahrzahl, über dem südlichen Haupteingang im Jahr 1584 erbaut, ist klein, schmucklos und hat nur einige spitzbogige Fenster ohne Füllung; das unansehnliche Thürmchen, welches 3 Glocken enthält, ragt über den westlichen Giebel, auf dem es sitzt, nur wenig hervor. Im Innern verdienen einige geschnitzte Bilder, welche wohl von einem älteren Gotteshaus hieher versetzt wurden, Beachtung. Die Baulast der Kirche ruht auf dem Heiligen, für welchen im Falle der Unvermögenheit die Gemeinde einzutreten hat. Der Begräbnißplatz, der mitten im Ort lag, wurde 1837 außerhalb des Orts, südlich an die gepflasterte Straße, verlegt. Das gut eingerichtete, in der Mitte des Dorfs gelegene Pfarrhaus, welches von dem Staat zu unterhalten ist, wurde 1664 von dem Stift Stuttgart erbaut, 1835 und 1843 wesentlich verbessert. Das Rathhaus, in welchem sich auch der Gemeindebackofen befindet, ist 1835 neu erbaut worden, das frühere, im Jahr 1767 erbaute, ist noch durch sein Thürmchen erkennbar, liegt in der Nähe der Kirche und dient nun als Schule, welche Bestimmung es früher nur nebenbei hatte; an dieser Schule unterrichten ein Schulmeister und ein Lehrgehülfe. Seit 1835 befinden sich hier zum großen Gewinn der Kinder eine durch mildthätige Beiträge gegründete Industrie- und eine Kleinkinder-Schule, welche später ein gemeinschaftliches, eigenes Haus erhielten.

Der Ort, der 125 württ. Fuß über dem Neckarspiegel bei der Canstatter Brücke liegt, leidet zwar keinen Mangel an Wasser, allein dasselbe ist meist von geringer Beschaffenheit, indem das für die Rohrbrunnen größtentheils von den südlich gelegenen Waldhöhen, ziemlich weit, hergeleitet werden muß. Für Brandfälle sind an den Rohrbrunnen zum Pumpen


  1. Ein langwieriger, über die Unterhaltungslast jenes Weges auf der Markung von Gaisburg zwischen dieser Gemeinde und der Stadt Stuttgart geführte Proceß ist im Jahr 1840 durch Erkenntnis des K. Obertribunals zu Gunsten der ersteren entschieden worden.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_158.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)